Die Entwicklung junger Metal-Bands insbesondere aus dem extremen Spektrum, die sich wieder auf die alte Tugend besinnen, ihren Karrierestart langsam mit mehreren Kurzformaten anzugehen, bevor sie langen Atem mit einem kompletten Album beweisen, ist auch deshalb erfreulich, weil viele offensichtlich sehr gut auf dieser Linie fahren. Als weiteres Beispiel dafür dienen nun NEKROVAULT, die nach der EP After the "Obscure" EP und der Vinyl-Single "Cursed by Ascended Darkness" mit einem "abendfüllenden" Programm auf den Plan treten.
Die Deutschen ihrem Namen natürlich wieder alle Ehre, denn "Totenzug: Festering Peregrination" mag im Großen und Ganzen nicht mehr so räudig wie und dafür differenzierter als die ersten Gehversuche der Band klingen, bietet aber trotzdem schlicht und ergreifend abgründigen Death bis Black Metal, wie er sich momentan einiger Beliebtheit erfreut - spirituell oder "okkult" aufgeladen, in jedem Fall aber von einer geheimnisvollen Aura umgeben und stockfinster.
Der zunächst abstoßende Reigen beginnt mit der 'Funereal Hillscapes' kompromisslos schleppend, doch die angesprochene Differenziertheit äußert sich bereits hier in gezielten Tempo-Ausbrüchen, die NEKROVAULT in die Nähe einschlägig bekannter War-Metal-Rabauken rücken. 'Sepulkrator' ist ein früher Höhepunkt in Sachen Dramatik, die sich nicht zuletzt an zwei, drei minimal melodischen Motiven festmachen lässt, und 'Psychomanteum' brettert von allen Tracks am geradlinigsten ins Ziel.
Ihren stärksten Posten haben sich NEKROVAULT allerdings bis kurz vor Schluss aufgehalten: 'Basilisk Fume' brummt und schleift mit ungeheuerlichem Druck auf ein abruptes Ende zu, womit die Nummer dermaßen eindrücklich im Gedächtnis haften bleibt, dass man die abschließenden neun Minuten von 'Eremitorium' beinahe übersehen könnte.
Dies wäre hinsichtlich NEKROVAULTs Zukunft ärgerlich, denn in dem Longtrack bahnt sich ungleich atmosphärischer ausgerichtete Musik an, mit der die Combo den Weg in die Sackgasse der brutalen Beliebigkeit, wo schon ganz andere Kaliber gelandet sind, verlassen kann.
FAZIT: Ultra-krasser Gruft-Death- und -Black-Metal mit stimmungsvollem Mehrwert - NEKROVAULTs erstes Album legt in seiner Intensität und Bildgewalt Qualitäten eines stählernen Soundtracks an den Tag, die auf eine nach allen Seiten hin offene weitere Laufbahn der Band hoffen lassen. Dass sie sich mit reinem Trümmer-Krach langfristig unter Wert verkaufen würde, beweist sie immerhin schon jetzt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/52ccdb026e5142dba01a28bab246e381" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2020
Ván / Soulfood
43:20
27.03.2020