<b>„Lasst uns doch einfach in einen Proberaum gehen, ein paar Nummern spielen und sehen, was dabei herauskommt...“</b> (Nick Mason, nachdem er sich 13 Jahre von der Bühne zurückgezogen hatte, zu ein paar befreundeten Musikern)
Der 18. September 2020 wird garantiert zu einem Glückstag für alle PINK FLOYD-Fans der frühen (besonders SYD BARRETT-)Phase werden, denn was mit einem Proberaum-Gig begann und was nun der PINK FLOYD-Schlagzeuger NICK MASON und seine SAUCERFUL OF SECRETS an diesem Tag mit „Live At The Roundhouse“ abzogen und nunmehr als 2CD+DVD (mit 32seitigem Booklet) und/oder Doppel-LP und/oder Blu-ray veröffentlichen, ist nicht nur eine schiere Rückbesinnung in die erste und frühste PINK FLOYD-Phase, in der eine dunkle Mondseite musikalisch noch keinerlei Rolle spielte. Doch das eigentlich Sensationelle ist die Art und Weise wie NICK MASON'S SAUCERFUL OF SECRETS die Stücke, von denen allein sieben aus der Feder von SYD BARRETT stammen, vortragen. Wer beim Hören der CD's und natürlich beim Sehen und Hören der DVD/Blu-ray die Augen schließt und sich nur auf seine Ohren konzentriert, der glaubt tatsächlich hier gemeinsam mit den frühen Floyd durch ihre psychedelische Frühphase zu wandeln, so als hätte sie nicht 1967 sondern heute begonnen!
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Weitab von jeglicher PINK FLOYD-Gigantomanie betreten am 19. Mai 2019 fünf Musiker die Bühne des legendären Londoner Roundhouse, auf dem PINK FLOYD erstmals am 16. Oktober 1966 auftraten, und beschwören nicht etwa nur die floydianischen Psyche-Jahre der Spätsechziger und Frühsiebziger herauf, sondern zelebrieren sie und kreieren sie in eine Gegenwart hinein, die noch nie so authentisch und schön und perfekt (!!!) wie bei NICK MASON'S SAUCERFUL OF SECRETS klang. Wie oft muss man sich mit billigem Tribute-Abklatsch der alten Helden zufrieden geben!? Das was hier am 19. Mai 2019 passiert, ist gelebte Vergangenheitsbewältigung psychedelischen Progrocks. Die Renaturierung einer Zeit, die man in den Radio- und Fernsehstationen längst hinter musikalischer Oberflächlichkeit und den plumpesten Werbeblöcken sowie leidenschaftslosen „Ich bin heute wieder so witzig“-Moderatoren verdrängt hat und uns Musikfreunde aus alten Zeiten dazu zwingt, nur noch wenn überhaupt Radio, dann die Info-Kanäle zu hören. Hauptsache da läuft keine Musik mehr.
Und um bei dem Bild mit den geschlossenen Augen zu bleiben. Beim Hören und Sehen des kompletten Konzerts von „Live At Roundhouse“ auf DVD, das übrigens zusätzlich als eine Art Dokumentarfilm aufgemacht wurde (aber auch ausschließlich als reines Konzert abspielbar ist), bei dem es zwischen verschiedenen Konzertpassagen (und leider nicht untertitelten) Interview-Schnipsel mit den Musikern und vor allem auch PINK FLOYD-Originalaufnahmen aus der damaligen Zeit (!!!) zu sehen gibt, wird die Begeisterung noch auf die Spitze getrieben. Denn wenn man wirklich dabei seine Augen schließt, dann möchte man, egal ob man die schwer psychedelischen Spielereien von „A Saucerful Of Secrets“ oder die frechen Hitnummern „Arnold Layne“ und „See Emily Play“ hört, eine Wette darauf halten, dass hier die Originale anno 1967 der SYD BARRETT- und der Kurz-nach-SYD-BARRETT-Ära auf der Bühne stehen. Öffnet man seine Augen aber, dann sieht man zwar eine psychedelische Lightshow der Spätsechziger und statt der erwarteten jungen „drogengeschwängerten“ Rockburschen fünf ältere bzw. mittelalte Herren, allesamt begnadete Musiker, die da auf der Bühne sich ganz der Musik widmen und diese so frisch und unverbraucht klingen lassen, als hätte es die Zeitspanne von gut 50 Jahren zwischen damals und heute nie gegeben.
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FAZIT: Bei solch einem Musikerlebnis sollte man nicht zu viele Worte verlieren, denn die Musik aus der floydianischen Frühzeit spricht in Ton und Bild für sich und bestätigt ausdrücklich im musikalischen Sinne den breitgelatschen „Früher war vieles besser“-Spruch in ausdrucksvoller, widerspruchsloser Weise. NICK MASON'S SAUCERFUL OF SECRETS wecken die schönsten Kindheits-, Teenie-, Erwachsenen-, und jetzt bei vielen wohl auch Rentner-Erinnerungen rund um eine Musik, in der man noch lebte und aufging, die man aber nie streamte, weil das Leben eben mehr als ein Strom, in dem man sich treiben lässt, ist. Es ist voller Widersprüche und Glücksgefühle, genauso wie „Live At Roundhouse“ von der Band des PINK FLOYD-Schlagzeugers! Unverzichtbar!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.09.2020
Guy Pratt
Gary Kemp, Guy Pratt, Lee Harris, Dom Beken
Lee Harris, Gary Kemp
Dom Beken
Nick Mason
Sony Music
DVD - 160:00 / CD's - 96:18
18.09.2020