In Kalifornien und insbesondere San Francisco existierte schon in den 1980ern eine Parallelwelt zur emporkommenden New-Wave- und Post-Punk-Bewegung in Großbritannien, doch ÖTZI gehören zu einer neuen Generation von US-Westküsten-Acts, die den Vorgaben von Killing Joke, Siouxsie and the Banshees und Bauhaus etwas Frisches abgewinnen.
Dabei braucht die kurios benannte Band wenig anders zu machen als ihre ausgewiesenen Vorbilder; sie bemüht sich einfach, gute Songs innerhalb der gegebenen stilistischen Grenzen zu schreiben, und besticht im Zuge dessen gerade durch ihre Konsequenz. ÖTZI machten schon auf ihrem vor drei Jahren erschienenen ersten Album keinerlei Anstalten, den ursprünglichen Gruft-Sound aus Europa aufzupolieren, und dementsprechend konservativ geht es jetzt auch auf "Storm" zu.
Akiko Sampson singt davon abgesehen, dass sie einen standesgemäß solides Achtel-Fundament mit ihrem E-Bass auslegt, stets ein bisschen "neben der Spur", wenn man es so ausdrücken möchte; in jedem Fall unterstreicht ihre Stimme die insgesamt spröde, subtil trostlose Stimmung von "Storm", einem thematisch gleichwohl im Zeichen von Selbsterneuerung stehenden Album.
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Während also schummriger Singsang, tiefes Saiten-Gebrummel und das monoton pochende Schlagzeug von Auch-Sängerin Gina Marie das Grundgerüst bilden, trennen charmant eingängige Melodien in Hit-Anwärtern wie 'Hold Still' oder 'Contagious' ÖTZI sozusagen als Edelweizen von der Spreu. Gekrönt von der Innenschau 'Moths' sowie den entschlossenen Hymnen 'Ballad of Oiwa' und 'Tunnels' ist "Storm" zwar ein retrospektives Kunstprodukt, aber eben auch …
FAZIT: … eine mustergültige Lektion in Sachen Post Punk und New Wave, wie er während der Prägephase zu Beginn der 1980er kultiviert wurde. ÖTZI bewähren sich 2020 als abriebfester Revival-Act, der den Sound und die Attitüde der ursprünglichen Bewegung verinnerlicht hat, um sie glaubwürdig in die Zukunft zu transferieren. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/e908b2b966b54a639acb993d4e41d634" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.05.2020
Artoffact / Cargo
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22.05.2020