Keine zehn Minuten Musik, was soll man zu dieser beschönigend als Mini-LP vermarkteten Platte großartig schreiben? OFFSET stammen aus der Nachbarschaft des Labels Pulverised, das Singapur 1996 auf der hartmetallischen Landkarte platzierte, und legen mit "Bent Benevolence" ihre erste Visitenkarte vor, für deren Verständnis man zweifellos keinen höheren Bildungsabschluss benötigt, weder in Musik noch überhaupt.
Die Band tut nämlich nichts weniger, als urtümlichen Death Metal (lies: primitiv simpel strukturiert und gespielt) mit Verweisen auf britische und skandinavische Crust-Punk- bzw. D-Beat-Acts (Discharge, Skitsystem, frühste Amebix …) zu zocken, wobei sie Songs zwischen exakt anderthalb und fast vier Minuten auf die Kette kriegen.
Der Einstieg gestaltet sich mit 'Plunged Into' vergleichsweise schnöde, denn hier wird im Grunde genommen 124 Sekunden lang auf einer Idee herumgeritten, die kurz ist wie ein Augenzwinkern. 'Plugged Illusion' kommt ein wenig differenzierter daher, doch wer Crust-typische Rock-Solos erwartet, wird bis zuletzt enttäuscht - auch während der kürzesten Nummer im Aufgebot … 'Playhell' wirkt eher wie ein spontan mitgeschnittener Anflug von an Instrumenten ausgelebter Wut, als dass man von einer Komposition im tradtionellen Sinn sprechen dürfte.
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Letzten Endes ist das abschließende 'Plagueatory' auf der B-Seite weniger aufgrund seines wortspielerischen Titles das Glanzlicht der Platte als deswegen, weil sich OFFSET beim Strukturieren dieser Nummer augenscheinlich mehr Zeit gelassen haben und besonders inspiriert gewesen zu sein scheinen; sollte dies darauf hindeuten, was die Combo auf einem wohl in den kommenden Monaten erscheinenden ersten Longplayer verbricht, steht zu hoffen, dass er mehr Abwechslung bietet als diese dem Format EP angemessen knappe Eruption.
Ach ja, bleibt noch eine Frage offen: sollen die Farben des Vinyls - jeweils 100 Einheiten kommen in Babyblau und "Hot" Rosa, 300 "normale" in Schwarz - irgendwie als ironisches Statement begriffen werden?
FAZIT: "Krustiger" Death Metal, direkt und spielerisch wenig raffiniert, aber bei ordentlicher Lautstärke sowohl unterhaltsam als auch zum Abbau von Frustrationen geeignet. OFFSET empfehlen sich Underground-Granitohren hiermit als neue Anlaufstelle, wenn es um akustische Backpfeifen geht. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/730551a1c8b24cbdb6f955445ab446a8" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.09.2020
Pulverised / Soulfood
9:33
18.09.2020