Zurück

Reviews

Oranssi Pazuzu: Mestarin Kynsi

Stil: Black Metal / Psychedelic

Cover: Oranssi Pazuzu: Mestarin Kynsi

ORANSSI PAZUZU bleiben mit ihren sechs neuen Tracks in 50 Minuten versponnen wie ehedem, wobei sich „Mestarin Kynsi“ im Grunde auf pechschwarzen Doom Metal mit psychedelischen Einsprengseln herunterbrechen lässt und die Chose deutlich Song-orientierter ausgefallen ist als ihre beiden Vorgänger.

Dennoch musiziert der Fünfer mal wieder repetitiv an der Grenze zum Nervenaufreibenden, statt akustische Hypnose (Gitarrist Jun-His‘ gallige Vocals und Screams haben je nach Stimmung des Hörers nichtsdestoweniger kathartische Wirkung) zu bewirken wie vermutlich neben anderen obskuren Zielen beabsichtigt. Ihre Tradition, über weite Strecken rein instrumental zu agieren, führt die Gruppe fort, wird aber hier und dort für ihre Verhältnisse sehr konkret, was Melodien betrifft. Im Opener ‚Ilmestys‘ muss man sich aber zuerst durch Synthesizer-Geplänkel vor einem fast Techno-mäßigen Basspuls kämpfen, bevor der Knoten nach zwei Dritteln der Spielzeit in einem von Gekrächze untermalten Riff-Gewitter platzt.

Die verschlungenen Tonfolgen in ‚Tyhjyyden Sakramentti‘ gehen ungeachtet zischender, blubbernder Keyboards leichter ins Ohr, bis an der Temposchraube gedreht und zugleich die Verzerrung hochgefahren wird; ein halsbrecherisches Break führt zu einer rhythmischen Zweiteilung des ganzen, während die von Beginn an bedrohliche Atmosphäre erhalten bleibt. Der zehnminütige Antreiber ‚Uusi Teknokratia‘ wartet mit Flötentönen und einigen regelrecht schönen Momenten auf, ist aber zwischendurch dafür mit umso schrofferen Sprachfetzen durchzogen, und ‚Oikeamielisten Sali‘ bietet neben einer teils verfremdeten Geige eine alles andere als glimpfliche Steigerung zum unvermeidlichen Noise-Klimax.

‚Kuulen Ääniä Maan Alta‘ holpert indessen perkussiv und im Kern abartig heavy vorwärts, ist jedoch gegen Ende stark an den Ambient-Sounds der klassischen Berliner Schule ausgerichtet. Das Rauschhaft schrille Finale ‚Taivaan Portti‘ wurde schließlich nach dem „Knüppel aus dem Sack“-Prinzip gestrickt und stellt somit das „normalem“ Black Metal am nächsten stehende Stück des Albums dar; von Konventionen möchte das Quintett aber trotzdem immer noch nicht viel wissen.

FAZIT: Wer glaubte, nach ihrem Sprung zu Nuclear Blast würden ORANSSI PAZUZU in irgendeiner Weise leichter verträgliche Musik machen, sieht sich beim Hören ihres Label-Debüts getäuscht. Dennoch erschließt sich ihr aktuelles Material vielleicht schneller als je zuvor, weil „Mestarin Kynsi“ vergleichsweise verbindlicher strukturiert wurde als alles, was die Combo in den letzten Jahren zur Diskussion stellte. In jedem Fall markiert das Album insbesondere "Värähtelijä" (2016) gegenüber eine enorme Steigerung. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/c4e852c06c2e405b82f3e343c5de5826" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.04.2020

Tracklist

  1. Ilmestys
  2. Tyhjyyden sakramentti
  3. Uusi teknokratia
  4. Oikeamielisten sali
  5. Kuulen ääniä maan alta
  6. Taivaan portti

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast / Believe

  • Spieldauer

    50:14

  • Erscheinungsdatum

    17.04.2020

© Musikreviews.de