Drei Jahre nach PAIN OF SALVATIONs Semi-Rückkehr zum exzentrischem Progressive Metal (im weitesten Sinn) ihrer Frühphase mit "In the Passing Light of Day" geht die Band noch einen Schritt weiter und definiert sich fast so rigoros neu, dass man ihre kurzzeitige, ärgerlich dröge Vintage-Bluesrock-Phase als Ausrutscher begreifen könnte.
Hauen die Schweden noch mal einen Klassiker der Marke "The Perfect Element" (2000) oder "Remedy Lane" (2002) raus? Schwer zu sagen, denn "Panther" lässt sich mit kaum einem ihrer früheren Alben vergleichen, auch wenn die Band als solche von Anfang an erkennbar ist. Die seit rund einem Vierteljahrhundert das Unerwartete garantierende Gruppe zeigt sich mit dem eröffnenden 'Accelerator' verblüffend kalt und rhythmisch zwar vertrackt wie in vielen früheren Kompositionen, doch der Gesamteindruck lässt vermuten, Daniel Gildenlöw hätte in jüngerer Zeit Leprous, Haken und andere moderne Kollegen gehört.
Der Eindruck des schroff Abweisenden bleibt auch im weiteren Verlauf bestehen, doch das bezieht sich nur auf den stärker als zuvor elektronisch fundierten Sound, nicht aber die teils ausladenden Songs an sich, geschweige denn die untrüglich warme Stimme des Frontmanns, der sich obendrein mehrmals zum Seelenstriptease hinreißen lässt, wie man es von ihm kennt.
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Das nervöse 'Restless Boy' könnte abgesehen vom zerfahrenen Titelstück unter alten Fans zu einem Spaltpilz werden wie das gesamte Album "ScarSick" seinerzeit, doch im Grunde sind PAIN OF SALVATION narrenfrei und erfüllen mit diesem Werk mal wieder alle Voraussetzungen, um sich berechtigterweise Prog nennen zu dürfen.
Zudem versöhnt die Combo u.a. mit dem schmeichelhaften 'Wait' und der fast klassischen Power-Ballade 'Species', wohingegen die abschließenden 14 Minuten von 'Icon' die Bandtradition mit dem gegenwärtigen Status quo vermählt. Die Bonus-CD der limitierten Auflage des Albums enthält neben zwei Demo-Tracks (dem Titelstück und 'Keen To A Fault') auch die exklusiven Kompositionen 'Fiffi Gruffi und 'Unforever'.
FAZIT: "Panther" dürfte nicht vorbehaltlos gefeiert werden wie sein Vorgänger, unterstreicht aber PAIN OF SALVATIONs Status als Vordenker und unangepasst fortschrittliche Band im wahrsten Sinn des Wortes "Prog". hörten sich während des Schaffensprozesses nach bislang ungekannten Klängen um, weshalb sie nicht nur so modern klingen wie seit Jahren nicht, sondern nachgerade fortschrittlich. Daniel Gildenlöw hat seine visionären Qualitäten also immer noch nicht verloren. Der Weltenbummler legt die Finger in seinen Texten wie gewohnt feinfühlig in die Wunden vor allem der westlichen Welt, während die musikalische Ebene keine einzelne ist, sondern in mehrere Richtungen ausschert, so wie man es auf den Frühwerken der Gruppe schätzte. Dass Daniel Bergstrand, der Meshuggahs mathematisch tighten Sound praktisch im Alleingang kultivierte, auch für die Produktion von "Panther" verantwortlich zeichnete, lässt recht tief blicken, was das gegenwärtige Selbstverständnis der Band angeht. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/efde0af58afd4ad3be9f1aa417401da3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2020
Inside Out / Sony
53:31
28.08.2020