Fast ein Traum von einer Wiederveröffentlichung: Das Album, mit dem PAIN OF SALVATION erstmals auf breiterer Ebene wahrgenommen wurden ("One Hour By The Concrete Lake", das vorangegangene zweite, markierte allenfalls einen Achtungserfolg unter Prog-Szenekennern), erfährt zum 20. Jahrestag seiner ursprünglichen Veröffentlichung ein Update, bei dem das Totschlagwort "Remastered" ausnahmsweise kein vernachlässigbarer Werbeslogan ist, wenngleich das Bonusmaterial Fans nicht zwangsläufig noch einmal zum Zücken ihrer Geldbörsen nötigt; vielleicht auch gut so.
Nicht dass "The Perfect Element Pt. I" zur Jahrtausendwende schlecht geklungen hätte, doch die Nachbearbeitung hat sich in Form eines transparenteren Sounds bezahlt gemacht, der weitere Details der Produktion freilegt, ohne dass man sich im Vergleich vom Original entfremdet sieht - keine neu aufgenommenen Parts oder dergleichen, eine Unsitte nicht nur von Ozzy Osbourne und Megadeth.
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Unabhängig davon bleibt der dritte Longplayer der Schweden ein jüngerer Prog-Klassiker und Maßstab für alle, die sich an der dezidiert gefühlsbetonte Variante des Stils versuchen möchten. PAIN OF SALVATION waren schon damals keine labbrigen Emos, sondern haben seelische Wunden mit sowohl kompositorisch als auch spielerisch reißfesten Song-Pflastern verschlossen.
Konkret werden? Gerne: 'Used' ist eine der augenfälligsten Hommagen an Faith No More und deren Sänger Mike Patton, in der die Musiker zwischen mathematischen Rhythmen und fließenden Jazz-Leads changieren, während Frontmann Daniel Gildenlöw abwechselnd sprech-singt und melodisch raunt. 'Ashes' wurde nie zu einem Hit, obwohl die Single immer noch nichts weniger als das ist, und 'Idioglossia', King Of Loss' sowie das Titelstück zeigen weiterhin allen Longtrack-Bastlern, wie man auf epischem Terrain punktgenau Adrenalinspritzen setzt, statt im Trüben stochernd akustisches Valium zu verabreichen.
Die Bonus-CD enthält neben vier Album-Tracks in Live-Versionen zwei kurze Fragmente und 'Ashes' als Instrumental - dürftig, wenn man bedenkt, dass die Erstpressung 2000 mit einem zweiten Silberling erschien, der drei unbedingt hörenswerte "richtige" Lieder enthielt - 'Beyond the Mirror' 'Never Learn to Fly' und 'Time Weaver’s Tale', nicht zu vergessen einen Multimedia-Teil mit Videos und zusätzlichen Infos.
Wie dem auch sei: Die Heilung, um auf die zwischendurch bemühte Wund-Metapher zurückzukommen, erfolgt automatisch, je tiefer man in die Materie eindringt …
FAZIT: Ein jüngeres Prog-Meisterwerk, das immer noch abseits der meisten Kategorien rangiert, in einer hochwertigen Neuauflage - PAIN OF SALVATIONs Schlüsselwerk "The Perfect Element, Pt. 1" gehört zu den bedeutendsten Rockalben des frühen 21. Jahrhunderts und lädt in dieser Form zur Erst- wie Wiederentdeckung ein. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/94ec719766bd4467a8229379c2eda706" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.11.2020
Kristoffer Gildenlöw
Daniel Gildenlöw, Kristoffer Gildenlöw
Daniel Gildenlöw, Johan Hallgren
Fredrik Hermansson
Johan Langell
Inside Out / Sony
107:18
20.11.2020