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Panzerballett: Planet Z

Stil: Progressive Metal / Fusion

Cover: Panzerballett: Planet Z

Bei allen Rhythmus-Stars, die Jan Zehrfeld zur Umsetzung des neuen PANZERBALLETT-Albums eingeladen hat, kreist das erwartbar vertrackte Material auf "Planet Z" meistens um Schlagabtäusche zwischen den Holzbläsern Florian Fennes und Sam Greenfield sowie Gitarrist Joe Doblhofer. Ihr ahnt schon, dass es hier einmal mehr um instrumentalen Hochleistungssport geht, der je nach Neigung des Hörers enorm anstrengt oder verzückt.

Der hauptamtliche PANZERBALLETT-Schlagzeuger Sebastian Lanser tritt gegenüber Andy Lind (Freaky Fukin' Weirdoz), Marco Minnemann (Steven Wilson, The Aristocrats), Virgil Donati (Planet X) Morgan Ågren (Frank Zappa, Devin Townsend), Gergo Borlai (Tribal Tech) und Hannes Grossmann (ex-Obscura, Alkaloid) in den Hintergrund, aber keine Bange: die Scheibe klingt wie aus einem Guss. Die in puncto Beats haarsträubendste Nummer ist vermutlich 'Mind Your Head', wo dann auch wie abzusehen die eigentliche "Song"-Idee unkenntlich wird falls es im Vorfeld überhaupt eine gab.

Der kurze 'Walkürenritt' - beruhend auf Richard Wagners, klar - und das nervös treibende 'Coconut', 'Who The Jack Is Migger' und die verschleppte Eröffnung 'Prime Time' mit stotternden Saxofon- bzw. Gitarrenlinien verkörpern die generelle Marschroute, wobei es sich um Kompositionen Außenstehender (Simon Backes, Leonhard Kuhn, Nélida Béjar, Martin Mayrhofer von Illegal Aliens) handelt. Das auf allen ebenen bombastische, Big-Band-artige 'No One Is Flying the Plane' bietet zugleich die härtesten Parts auf "Planet Z", doch gefolgt vom abschließenden 'SOS', in dem die Macher natürlich auf "dreimal kurz, dreimal lang" - dem Morsecode - herumreiten.

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Wir tendieren anders als noch bezüglich des jüngsten "Weihnachtsalbums" der Band zur Begeisterung statt Genervtheit. "Planet Z" ist in seiner Kompromisslos sperrigen Art rundum stimmig und schindet nicht bloß Eindruck; vielmehr leiten PANZERBALLETT damit einen weiteren Beitrag zu einer Verschiebung der Grenzen innerhalb des vermeintlich progressiven, experimentellen Musikspektrums, die ja per se ununterbrochen notwendig ist. Ron Jarzombek sollte hier mit seinen zwei Spastik-Ink-Platten als Referenz erwähnt werden.

Lässig straighte Jazz-Parts mit charakteristischem Walking Bass markieren nur kurze Ruhepausen und bilden auf "Planet Z" eher die Ausnahme. 'Urchin vs. Octopus' (mit sieben- und achtsaitigen Gitarren eingespielt) ist die "herkömmlichste" Prog-Metal-Nummer - eine Einschätzung, die man bei PANZERBALLETT immer unter Vorbehalt verstehen sollte, denn Konventionen hat das Kollektiv nie auch nur im Geringsten entsprochen.

FAZIT: PANZERBALLETT legen die Messlatte für alle Wannabe-Proggies 2020 astronomisch hoch an. Eighties-Fusion-Jazz und Metal gehen auf "Planet Z" ihre bis auf weiteres letztgültige Hochzeit miteinander ein. Drum (!) prüfe, was sich ewig bindet … <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/bcc7939cda3845a4b1a753640ed6e72f" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.09.2020

Tracklist

  1. Prime Time
  2. Who The Jack Is Migger
  3. Mind Your Head
  4. No One Is Flying The Plane
  5. Walkürenritt
  6. Urchin vs. Octopus
  7. Alle meine Ändchen
  8. Coconut
  9. SOS

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Gentle Art Of Music / Soulfood

  • Spieldauer

    51:15

  • Erscheinungsdatum

    18.09.2020

© Musikreviews.de