Bücherwürmer wissen, dass die Pequod das Schiff von Captain Ahab in Herman Melvilles Romanklassiker "Moby Dick" ist. Die gleichnamige Band, die seit 22 Jahren existiert und nach mehreren Demos erstmals 2011 eine EP als offizielle Veröffentlichung zur Diskussion stellte, stammt hingegen aus München, spielt nordeuropäisch geprägten Death Metal und besteht aus Musikern, die sich bisher bei den Gothic-Metallern Darkseed und den Orchester-Mittelalter-Röchlern Haggard verdingt haben.
Akuter Nineties-Alarm also? Nicht unbedingt, doch das dürfte aufgeweckten Hörern klar sein, die schon das 2016er Debütalbum "Forgotten" kennen, auf dem sich Mitglieder von (wie passend …) Ahab und Obscura als Gäste die Ehre gaben. Der Nachfolger kommt nun ohne Szene-Prominenz aus, schlägt aber in die gleiche Kerbe wie der Einstand.
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PEQUOD sind nicht zwanghaft "old school", was allein schon die klanglich recht modern orientierte Feinabstimmung der von der Band selbst übernommenen Produktion durch den Schweden Lawrence Mackrory (u.a. Andromeda) ausschließt. Außerdem enthalten einige Songs geradezu mustergültig Metalcore-typische Breakdowns ('Death 52', Titeltrack), auch wenn sich die Fleischtunnel-im-Ohr-Fraktion mit der teilweise stumpf direkten Art der Bayern schwertun dürften.
Was "Spineless" ungeachtet der mangelnden Originalität, die man der Gruppe von jeher ankreiden musste, im Besonderen auszeichnet, ist eine bedrohliche Gesamtatmophäre, die das Album tatsächlich wie aus einem Guss entstanden wirken lässt. Gerade wegen vermehrter Thrash-Ausritte im Laufe der Songs lassen sich ohne weiteres auch Vergleiche zur mittleren und späten Phase von Dew-Scented oder den Dänen Hatesphere ziehen.
Ein Problem haben PEQUOD allerdings nach wie vor: In irgendeiner Weise denkwürdige Songs zu schreiben ist ihr Talent nicht, handwerkliche Qualitäten hin oder her.
FAZIT: "Spineless" geht als souveräne Demonstration dessen durch, was sich im Lauf der letzten rund 25 Jahre auf der Death-Metal-Bühne speziell in Europa getan hat. Von Eigenständigkeit kann bei PEQUOD keine Rede sein, und da ihr zweites Album abgesehen vom Dismember-Tribut 'Hell Within' keine Nummer enthält, an die man sich erinnert, würde bedauerlicherweise auch der Titel "Faceless" passen. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/086e2edfa7ea4d259a49e0f1cda0596a" width="1" height="1" alt="">
Okaye Angelegenheit, nichts weiter.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.12.2020
Florian Schwarzfischer
Roland Wagner
Daniel Kirstein, Jens Burbaß
Maurizio Guolo
Blood Blast
41:43
11.12.2020