Mit "The Complete Work" stellen GoldenCore tatsächlich das gesamte Schaffen "unbesungene Thrash-Helden", so der O-Ton der Plattenfirma, auf einer prallvollen Einzel-CD (und Doppel-LP) zusammen. POISON ASP war zwar im Verhältnis zu manch anderer glückloser Band aus der deutschen Metal-Ursuppe ein längeres Leben beschieden - die Segel wurden erst 1991 gestrichen -, brachten es aber Zeit ihres Bestehens lediglich auf eine Demokassette, zwei Beiträge zum Sampler "German Metal Fighters No. II" sowie die EP "Beyond The Walls Of Sleep", die zugleich auch ihr Adieu und Schlüsselwerk markierte.
Das Quartett, dessen bekanntestes Mitglied Gitarrist Tosse Basler sein dürfte (war bis vor Kurzem bei den Schlager-Metallern Crematory und zuvor bei Scapegoat bzw. Evolution, zwei sehr geilen Power-Metal-Untergründlern), agierte von Anfang an zahmer als etwa die Ruhr-Ikonen Kreator und Sodom, bot also keinen typischen "Teutonic Thrash", sondern hockte quasi zwischen zwei Stühlen, wobei der andere schlicht und ergreifend klassischer und durchaus nicht unmelodischer Heavy Metal war.
POISON ASP setzten schon zu Beginn ihrer Karriere nicht zwanghaft auf Tempo, sondern legten Wert auf differenziertes Songwriting, das sich exemplarisch anhand der vertrackten Schlüsselnummern 'Hellfire At The Airbase' und 'Beyond The Walls Of Sleep' nachvollziehen lässt.
Nichtsdestoweniger verkörperte die Band Aggression und jene Verwegenheit, die der biederen Mehrheit ihrer nationalen Zeitgenossen abging. Dass POISON ASP den großen Sprung letzten Endes nicht schaffen, lag wohl am Fehlen von zwei, drei potenziellen Szene-Hits; so gesehen wurde der Band ihr gehobener Anspruch beim Songwriting zum Verhängnis.
"The Complete Work" enthält über die EP und das klanglich minderwertige Demo hinaus den Konzertmitschnitt 'Torture And Pain' und sämtliche bis dato unveröffentlichten Studioaufnahmen der Band, woraus sich ein sehr stimmiges Bild von Musikern ergibt, die vorneweg etwas eigenes schaffen wollten und eventuell gerade deshalb scheiterten.
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FAZIT: POISON ASPs Gesamtwerk zu rekapitulieren ist selbst für gestandene Thrasher eine spannende Angelegenheit, denn mit "Complete Works" lässt sich noch die eine oder andere Genre-Perle bergen, die wahrscheinlich nicht wenige selbst ernannte Experten nicht auf dem Schirm haben. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/97b43413389a41ee915f58155e7fa0fc" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.07.2020
GoldenCore / Zyx
77:42
27.03.2020