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Psychotic Waltz: The God-Shaped Void

Stil: Progressive Metal

Cover: Psychotic Waltz: The God-Shaped Void

Was lange währt … wirft Kleingeld ins Phrasenschwein: PSYCHOTIC WALTZ' Comeback-Album hatte nach der offiziellen Reformierung der Kult-Proggies 2010 einen gefühlt ewigen Vorlauf, doch das Warten lohnte sich, um eine weitere Floskel zu bemühen, auch wenn man angesichts der relativen Direktheit, mit der die Kalifornier zu Werke gehen, nicht ganz begreift, warum Songwriting und Produktion dermaßen lange dauerten.

Klar, die Mitglieder, die bekanntlich wieder in der Besetzung von "Mosquito" (1994) musizieren, leben nicht mehr alle in unmittelbarer Nähe zueinander (Sänger Devon Graves etwa schon seit fast 20 Jahren in Österreich), doch übers Internet hätten sich die Abläufe sicherlich beschleunigen lassen. Gut Ding will aber eben Weile haben, und hört man "The God-Shaped Void" nun, scheint mehr oder weniger offensichtlich zu sein, dass PSYCHOTIC WALTZ völlig zwanglos Ideen sammelten und immer dann finalisierten, wenn ihnen der Kopf danach stand.

Nicht dass die Scheibe spontan oder schludrig eingefädelt anmuten würde … Sei es auch, dass die Band rhythmisch keine Haken schlägt wie ehedem (das unterließ sie im Lauf der Jahre ohnehin immer häufiger) oder keinerlei unkonventionelle Songstrukturen bemüht wurden. Tatsächlich kehren PSYCHOTIC WALTZ wie bereits auf ihrem vorläufigen Abgesang "Bleeding" (1997) in den Vordergrund, wie gut sie als Komponisten von Liedern im traditionellen Sinn sind.

So gestalten sich insbesondere der schleppende Einstieg 'Devils And Angels' und das ebenfalls recht doomige 'All The Bad Men' (mit stellenweise mehrstimmigem Gesang) äußerst eingängig. 'Stranded' steht exemplarisch für fantasievollen Melodic Metal mit Dan Rocks und Brian McAlpins stilprägenden Leads - dem wesentlichen Trademark, anhand dessen man "The God-Shaped Void" eindeutig von Devon Graves' anderer Band Dead Soul Tribe unterscheiden kann.

'Back To Black' und das bleischwere, hypnotische 'Pull The String' verkörpern indessen PSYCHOTIC WALTZ dramatische Seite, das in melodischer Hinsicht spröde 'Sisters Of The Dawn' und der schreitende, verhältnismäßig unspektakuläre Abschluss 'In The Silence' wurden wie bereits der Opener subtil mit futuristischen Synthesizern unterlegt, weshalb sie ein wenig an Rocks Darkstar-Projekt erinnern.

'The Fallen' ist eine für den Frontmann typische Ballade mit akustischem Beginn, den das nachfolgende 'While The Spiders Spin' ebenfalls hat, bloß dass daraus ein kraftvolles Miniepos über (Internet- bzw. Smartphone-)Abhängigkeit wird. ebenfalls ruhig und die einzige Nummer, die der alterslos klingende Frontmann um sein berüchtigtes Querflötenspiel bereichert: 'Demystified' als unauffälliges Highlight der Platte.

FAZIT: "The God-Shaped Void" ist im Großen und Ganzen ein ausgesprochen Song-orientiertes Album und überraschend überraschungsarm für PSYCHOTIC WALTZ. Dafür scheint jedoch der Idealfall für die Band eingetreten zu sein: Sie hat Blut geleckt und fühlt sich hörbar wohl dabei, dort anzuknüpfen, wo sie zwischenzeitlich aufhörte. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/5e9c3eed8f124ccab2e40175f43422a4" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.02.2020

Tracklist

  1. Devils And Angels
  2. Stranded
  3. Back To Black
  4. All The Bad Men
  5. The Fallen
  6. While The Spiders Spin
  7. Pull The String
  8. Demystified
  9. Sisters Of The Dawn
  10. In The Silence

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Inside Out / Sony

  • Spieldauer

    52:53

  • Erscheinungsdatum

    14.02.2020

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