Eine prominente Besetzung mag einer Band, die sich einen zu einem Dasein abseits des Augenmerks der breiten Öffentlichkeit verdammten Namen wie Rain gibt, nur bis zu einem gewissen Grad von Vorteil sein, doch wer sich unbekannte Acts generell ohne Vorbehalte zu Gemüte führt, für den sind RAIN aus dem Vereinigten Königreich (ergo nicht zu verwechseln mit den durchwachsenen Melodic-Metallern aus Italien) sozusagen ein Selbstläufer.
Die Band bräuchte nämlich nicht damit hausieren zu gehen, dass IQs John Jowitt bei ihr singt. "Singularity" ist so oder so ein äußerst starkes Genre-Album, dem man deutlich anmerkt, dass der Frontmann seine Mitmusiker teilweise schon lange kennt; Drummer Andy begleitete ihn schließlich bereits bei den nach wie vor tollen Frost*, und ob Zufall oder nicht: die fast metallische Härte jenes Projekt schwingt auch bei RAIN stellenweise mit.
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Der spannungsgeladene Opener 'Devils Will Reign' legt davon nicht nur mit seinem hypnotischen Klimax ab, sondern auch hinsichtlich einiger handfester Riffs, ehe 'Dandelion' das Tempo anzieht und die zupackende Attitüde des Quartetts mit einem nachgerade poppigen Gesangsvortrag kontrastiert … wobei man sich einmal mehr an Frost* oder auch Lonely Robot erinnert fühlt.
Flamenco-Gitarren-Einschübe, die fast sinfonische Anmutung von 'Walkaway' (einer von zwei stark instrumental geprägten Longtracks) und in eindrucksvollem Maß mehrstimmig arrangierte Gesänge zeugen von überdurchschnittlich hohem Einfallsreichtum, wofür man Rob Groucutt, der dem Ganzen vorsteht, unbedingt als Impulsgeber hervorheben sollte, da er der Szene frischen Wind verleiht, ohne mit ihrer Tradition zu brechen.
So gesehen ist er ein Bruder im Geiste von Jon Mitchell (genau: Frost*), der schließlich auch It Bites zu neuerlichem Schmiss der Jugendlichen Art verholfen hat. Dass ausgerechnet die längste Nummer 'Magician' etliche Ohrwurm-Parts enthält, spricht endgültig für die zwingenden Qualitäten von RAIN.
Schönheitsfehler zum Schluss: das zerfahrene Titelstück als "Experiment", das bedauerlicherweise fast zehn Minuten dauert.
FAZIT: "Singularity" bietet spritzigen Neo Prog mit kleinen Schwächen und einem charismatischen Sänger, dessen vertraute Stimme dennoch ein vernachlässigbarer Faktor bei der Bewertung von RAIN ist. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/ae3c0fb79fc244ae9a25977f4f8c7e6e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.11.2020
John Jowitt
John Jowitt, Rob Groucutt, Mirron
Rob Groucutt, Mirron
Rob Groucutt
Andy Edwards
Giant Electric Pea
48:26
23.11.2020