Wohingegen Regina Mester den Titel ihres aktuellen Albums als Dankes-Geste an ihre angestammten Hörer versteht, hat sie sich für "Glad There Is You" gemeinsam mit Pianist Martin Sasse und Bassist Martin Gjakonovski ganz "egoistisch" mehrere Lieblingsstücke anderer Künstler vorgenommen
Die an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf und dem Königlichen Konservatorium im niederländischen Den Haag ausgebildete Sängerin pendelt von jeher zwischen Combo-Jazz, Bigbands und (Latin-)Pop im weitesten Sinn hin und her, doch diese jüngste Liedersammlung - zwei Eigenkompositionen ergänzen die fremden -dürfte ihre bislang persönlichste, zwanglos intime Arbeit darstellen.
Einfühlsam, plastisch, raumgreifen - das sind drei Adjektive, die zuerst in den Sinn kommen, wenn man sich erstmals mit "Glad There Is You" beschäftigt. Derweil kaum ein fähiger Jazzmucker etwas mit der Interpretation von Lionel Hamptons unerschütterlichen Standards 'Summertime' und 'Round Midnight' falschmachen kann, stellt der Titelsong zu Beginn die atmosphärischen Weichen für den Rest.
Mesters eindrucksvolle Performance artet nie ins plakativ "Sportliche" aus, denn so wie sie unterschiedliche Rollen schlüpft, trägt sie der Stimmung der jeweiligen Nummer stets Rechnung; die Zuversicht spendende Geste, die das Trio mit Michel Legrands 'The Summer Knows' vollführt, steht im Grunde genommen für den Charakter des gesamten Albums.
Das im Herbst 2019 in Köln aufgenommene Material lebt letzten Endes auch und gerade vom scheinbar intuitiven Zusammenspiel der beiden Instrumentalisten, die bisweilen recht frei mit den Vorlagen umgehen und dort unerwartete Farbtöne verspritzen, wo sich ihre Anführerin "nur" herkömmlichem Vocal Jazz nähert.
FAZIT: "Glad There Is You" ist allein schon aufgrund der nicht alltäglichen Besetzung, auf die sich Regina Mester hier einlässt, ein außergewöhnliches Stück Jazz, sondern auch vertonter Sonnenschein, den eigentlich jeder im Schatten großer und kleiner Krisen braucht. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/e520cd11ebb544acbae589d173b79176" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.05.2020
Jazzsick / Membran
53:39
17.04.2020