Abgesehen von ihren weitgehend unbekannten vorigen Betätigungsfelder Allfather und Angel Grinder gehörten die zwei Köpfe von RITUAL DICTATES, Justin Hagberg und Ash Pearson (aktuell auch Drummer von Revocation), auch den comichaften True Metallern 3 Inches of Blood an, doch diese sind unter stilistischen Punkten keine Referenzgröße, was die jetzige Band des Duos angeht.
Selbige deckt nämlich eine beträchtliche Bandbreite an Metal-Sounds ab und ist sich auch nicht für diverse Grindcore-Eruptionen oder Gesten aus dem traditionellen Rock 'n' Roll zu schade. Gewissermaßen kommt sie aus dem Grund ähnlich überdreht daher wie die Ex-Kollegen der zwei Macher, aber weit extremer, Elemente aus eher allgemein verträglicher Musik hin oder her. In jedem Fall legen auch RITUAL DICTATES Zeugnis von der Exzentrik ab, mit der das Label Artoffact seine Signings wählt.
Geklammert von den beiden 'The Hours Of Folly'-Teilen wird auf "Give to Despair" eine gute halbe Stunde lang elfmal ausschnitthaft gezeigt, wie schnell man zwischen Subgenres pendeln kann, ohne sich allzu sehr zu verzetteln. Ein bisschen klingen RITUAL DICTATES wie eine krassere und kompositorisch eher mäßige Bruderkapelle der Norweger Kvelertak, die mit ähnlich ruppigen Stilmitteln ungleich massentauglichere Musik schreiben und darbieten.
Apropos: So wirr manches auf diesem kurzen Album auch daherkommen mag, so gut kann man sich vorstellen, dass es bei Konzerten wunderbar funktionieren könnte. Manchmal blitzt dann auch tatsächlich so etwas wie Genialität auf, etwa wenn die beiden Protagonisten in 'Dominance and Will' einen Mitgröl-Refrain mit Blastbeats unterlegen und in der zweiten Hälfte in den epischen "fistraiser"-Modus wechseln, bevor alles in hämmerndem Chaos unterzugehen droht.
Der prominenteste Gast auf der Scheibe ist Danko Jones in 'Posionous Proclamation' neben Shawn Haché (Mitochondrion, Auroch, Night Profound), Ryan Driscoll, Michael Kraushaar, und Shane Clark (ex-Bison, ebenfalls 3 Inches of Blood). Alle steuern jeweils Vocals bei und garantieren dadurch mehr stimmliche Klangfarben, als ob nicht schon genug für die Generation ADHS getan würde. In letzter Konsequenz wimmelt es auf "Given to Despair" vor guten Ansätzen, doch die Platte wirkt insgesamt wie nicht ganz zu Ende gedacht. Beim nächsten Mal mehr Zeit lassen, die Herren!
FAZIT: RITUAL DICTATES folgen einem interessanten Konzept, schludern aber bei der Umsetzung, als hätten sie auf halbem Weg durch ihren Brutalo-Metal-Garten den Köcher kaputtgemacht, in dem sie mehrheitsfähige Hooks pflücken wollten. Für mehr als ein bisweilen unfreiwillig lustiges Patchwork aus eingängigen Melodien und viel Krach reicht es vorerst nicht. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/1d4a2834cab74fc6b91f1f94b907e009" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.04.2020
Artoffact / Cargo
33:26
03.04.2020