Bei SERUM 114 bleibt alles beim vorhersehbaren Alten, auch wenn sich die Band auf ihrem neuen Album "moderner" aufgestellt zeigt als zuletzt. Das betrifft in erster Linie die Produktion von "Im Zeichen der Zeit" und das in Teilen zackigere Material, denn auch wenn man im Zusammenhang mit dem Quartett nicht unbedingt von Metal sprechen möchte, ist 2020 ein erhöhter Härtegrad nachweisbar.
Geblieben ist unter den Musikern hingegen die Sitte, Punk eher als hohle (Mode-)Geste und kaum als rebellische Haltung gegenüber dem gesellschaftlichen bzw. politischen Status quo zu verstehen, und so kommt es, dass sie einmal mehr von allen Klischees zehren, die man in den letzten zehn bis 15 Jahren mit deutschsprachiger Rockmusik in Verbindung bringen musste.
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Schulterklopfende Selbstbeweihräucherung respektive aufs eigene Schaffen bezogene Verklärung (höre 'Meine Band', 'Punk Rock Show') geht mit fadenscheinigen, pseudo-kämpferischen Lippenbekenntnissen ('Freiheit') einher, alldieweil das Pathos zwar nie überhandnimmt, aber immerzu latent zu spüren ist. Besonders schwülstig wird's dann auch in der mit synthetischen Streichern unterlegten Schrammel-Feuerzeug-Ballade 'Wir scheitern voran', dem gefühlten Tiefpunkt der Platte.
Das behäbige 'Abgefucktes Leben' ist ein ungewöhnlicher Opener, woraufhin SERUM 114 aber schnell aus den Puschen kommen. Das swingende 'Zuhause ist schön' (Lokalpatriotismus, unterste Stufe) und "Ein Teil" stehen für beliebigen Pop "Punk", wobei die aalglatte Produktion an sich hörenswerter ist (u.a. mit Stereoeffekten und mehrspurigen Gesangsarrangements) als das reißbretthafte Songwriting.
Wer "Die Nacht Mein Freund", den hierzulande 2016 gecharteten Vorgänger von "Im Zeichen der Zeit", im Regal stehen hat, kann auch hier im Grunde blind zugreifen. Fakt ist und bleibt aber, dass die schon früh ihn ihrer nun fast 15-jährigen Karriere von Stefan Raabs "TV Total" zum Frei.Wild-Label Rookies & Kings durchgereichten Frankfurter um Sänger und Gitarrist Christian "Esche" Eschweiler auch auf ihrem fünften erschreckend harm- und aussagelos bleiben.
FAZIT: Langweiliger Deutschrock-Konsenz von ein paar ach so verwegenen Kumpeltypen von nebenan - SERUM 114 empfehlen sich auch mit ihrem neuen Album als Hintergrundbeschallungen für Tätowierstuben, in denen sich Wochenend-Rocker*innen Herzen, Totenschädel und Arschgeweihe stechen lassen. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/d0388321cb8848c0b27867dc046db9ef" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.09.2020
Napalm / Universal
48:36
18.09.2020