Vielleicht ist Teddy Thompsons neues Album so stark, weil Linda und Richard Thompsons Sohn beim Zusammentragen der Lieder dafür wissentlich auf hohem Niveau scheiterte. Schließlich begann er die Arbeit daran mit dem Anspruch, Vorgaben prototypischer Songwriter aus der Embryionalphase der Rock- und Popmusik für die breite Masse gerecht zu werden, wobei so ziemlich jeder scheitern dürfte.
Nostalgie, ob im Empfinden von Hörern oder Komponisten selbst, wiegt eben stärker als alle noch so objektiven Bewertungen quantitativ messbarer Aspekte eines Stücks … und spielte bei der Entstehung von "Heartbreaker Please" vermutliche eine wichtigere Rolle als auf allen vier Vorgängern des Albums. Der gebürtige Brite setzt sich im übertragenden Sinn auch mit seinem Verhältnis zu New York City auseinander, wo er 20 Jahre lang lebte , doch der Sound der Scheibe ist eher von den klängen des Mittleren Westens und Südens der Vereinigten Staaten geprägt.
Der Mittvierziger lässt eben seine Zeit im Exil auf genereller Ebene Revue passieren. Dort erfand er sich seit seiner Volljährigkeit selbst neu, und zwar unter dem Einfluss von Soul-Größen wie Sam Cooke oder Otis Redding, aber auch prototypischer Rocker (Hank Williams, Chuck Berry) und den ersten Country-Stars der 1950er.
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All diese Stile bewunderte er schon als Junge, womit er in seiner Heimat jedoch auf Unverständnis stieß, und dementsprechend befreit klingt "Heartbreaker Please" nun auch, obwohl Thompson u.a. Trennungsschmerzen damit verarbeitet. Es ist, als hätte er endlich die Platte zustande bekommen, die er lange Zeit machen wollte.
FAZIT: Auf seinem neuen Album ruht Teddy Thompson ganz in sich selbst. Stücke wie das mit Händeklatschten veredelte 'At A Light', die Orgel-Ballade 'What Now' oder die Rockabilly-Anwandlung 'It's Not Easy' sind mundgerecht zugeschnittene Radio-Gassenhauer aus der Vergangenheit mit passenderweise zeitlosen Textthemen, die Modebegriffe wie Neo-Soul an und für sich unsinnig machen. Das hier ist nämlich der "real shit". <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/1be67ac676ac4051a385d7d21f6d1f99" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.05.2020
Chalky Sounds - Thirty Tigers / Membran
32:56
29.05.2020