Als jüngere amerikanische Band, die sich unmissverständlich gegen die gesellschaftspolitischen Entwicklungen in ihrer Heimat ausspricht, sind TERMINAL NATION eine schöne wie seltene Erscheinung, denn in den letzten paar Jahren suhlten sich die meisten neuen Extrem-Acts in okkultem Schwurbel oder ließen alte Tod-und-Teufel-Klischees wiederaufleben. Insofern steht die Gruppe in der Tradition der ersten und zweiten Thrash-Generation (Nuclear Assault, Evildead, …), die gegen Reagan und radioaktive Fallouts lärmten.
TERMINAL NATION prügeln im übertragenden Sinn "the shit" aus den Rassisten, Trump-Verehrern und Klimaleugnern unter ihren Landsleuten, aber das Schöne daran ist: Anders als bei so einigen anderen Alibi-"Bands", die in erster Linie zu Propaganda-Zwecken gegründet wurden, statt dass ein erkennbares musikalisches Ziel - geschweige denn Substanz - dahinter stünden, sind im Proberaum dieser Combo offensichtlich Konzentration und Schwitzen angesagt …
Schließlich enthält die Scheibe davon abgesehen, dass die Mitglieder tight wie Hölle aufspielen, mehrere richtig geile, weil eingängige Songs in einem durchschnittlichen Format von zwei bis drei Minuten. Hervor stechen dabei insbesondere das barsch stampfende 'Arsenic Earth', das halb in Doom- und Crust-Segmente gesplittete 'Orange Bottle Prison' mit schier atemlosem Geschrei sowie das explosionsartige 'Caskets Of The Poor', das als unwiderstehlicher Midtempo-Mosh endet.
Die 80 Sekunden von 'Leather Envy' sind ein Sinnbild für Powerviolence am Grindcore-Rand (Referenzen: Siege, Assück), und zum Schluss belegt 'Age Of Turmoil', dass die Combo auch Luft für fast fünfminütige Kompositionen hat, die jedes Schiefer-, Granit- und Marmor-Ohr bis zuletzt bei der Stange halten.
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FAZIT: TERMINAL NATION frönen einer vom Aussterben bedrohten Disziplin extremer Gitarrenmusik - metallischem Hardcore im Geiste von dessen Vorreitern (Aftershock, Overcast) mit einer modernen Kante, die nicht zuletzt Unearth oder Hatebreed ins Szene-Holz gehauen haben. Mehr Vorreiter gefällig? Bolt Thrower auf ihren ersten beiden Platten, frühe Heaven Shall Burn und die kultigen Integrity. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/52144cc2ce2748d9a5cda940365d70d8" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.08.2020
20 Buck Spin / Soulfood
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07.08.2020