"Hollywood Park" sollte als musikalische Ergänzung zu THE-AIRBORNE-TOXIC-EVENT-Kopf Mike Jolletts gleichnamiger Roman-Autobiografie verstanden werden. Als solche gestaltet sich die Song-Zusammenstellung erwartbar ausufernd … allerdings nur bis dorthin, wo die Band über ihren eigenen Schatten springen könnte.
Dass das Album von einem langjährigen Wegbegleiter der Gruppe - Mark Needham (The Killers, Fleetwood Mac) - produziert wurde, bestätigt den Eindruck, ihr sei momentan an nichts mehr gelegen als Konsolidierung.
Man könnte auch argwöhnen, dass das Leben wieder einmal die Kunst imitiert oder umgekehrt, denn insofern, als Jollett Trauerarbeit infolge des Todes seines Vaters leistet bzw. seine von Armut und Schikane geprägte Kindheit in einer Sekte rekapituliert, war THE AIRBORNE TOXIC EVENTs Pathos-schwangere Musik vielleicht schon immer eine "self-fulfilling prophecy".
Wenn sich der Frontmann, der in den knapp anderthalb Jahrzehnten der bisherigen Laufbahn seiner Combo zu einem allerorts hoch angesehenen Songwriter geworden ist, also in 'Hollywood Park' oder 'The Place We Meet A Thousand Feet Beneath The Racetrack' an Bruce Springsteens Sturm-und-Drang-Phase orientiert, mit 'Brother How Was The War' eine Klavier-Elegie anstimmt und sich während des hauchzarten 'Everything I Love Is Broken' betont nachdenklich gibt, scheint sich darin der Grund dafür widerzuspiegeln, dass er überhaupt erst mit dem Musikmachen begann.
Da ist aber noch mehr: Wohingegen die Liedermacher-Nummer 'Carry Me' mit schwungvollem Uptempo-Groove und Akustikgitarren-Fundament die ätherisch vielschichtige Produktion hervorhebt, weicht die vorab veröffentlichte Single 'Come On Out' als Zweiviertelbeat-Stoizismus mit simplem Bassmotiv im Vordergrund und fast Gothic-mäßig tiefen Vocals genauso wie das cineastische 'All The Children' von der eigentlich recht traditionellen Geschichtenerzähler-Masche ab, die Jollet abzieht.
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Folglich ist "Hollywood Park" …
FAZIT: … das umfassendste Album von THE AIRBORNE TOXIC EVENT und filmreif im wahrsten Sinn seines Titels. Mike Jollett und Co. beherrschen das stetige Pendeln zwischen Lagerfeuer-Modus und alles umarmendem Heartland Rock 2020 vollkommen, ohne sich stilistisch weiter aus dem Fenster lehnen zu müssen. "Talk about consistency …" <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/b36b1279405a4bbc934b768e5e951c32" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.05.2020
Rounder / Universal
59:25
22.05.2020