<b>„Elvis war nicht immer Elvis! Er wurde nicht als Elvis Presley geboren. Er war einfach ein Mensch, der irgendwo zur Welt kam, von nichts besonders viel hatte und dann erst wurde er zu Elvis. Auch Michael Jackson wurde irgendwo geboren und wurde dann erst zu Michael Jackson – und so weiter und so fort. Und ich dachte, wir sind auch einfach nur irgendwo geboren, warum können wir nicht genauso erfolgreich sein? Ich fand durchaus, dass wir das könnten, aber die meisten Leute in unserem Umfeld erklärten uns für verrückt und meinten, dass wir niemals Geld mit unserer Musik verdienen würden und lieber Cover-Versionen spielen sollten.“</b> (Dolores O'Riordan)
Da muss doch irgendwer geschlafen haben, denn als zum 25. Geburtstag <a href="http://musikreviews.de/reviews/2018/The-Cranberries/Everybody-Else-Is-Doing-It-So-Why-Cant-We/" target="_blank" rel="nofollow">des ersten THE CRANBERRIES-Albums „Everybody Else Is Doing It, So Why Can't We?“</a> eine sorgfältig remasterte und erweiterte Version des ersten CRANBERRIES-Albums erschien, war eigentlich jedem klar, dass natürlich auch von dem erfolgreichsten 1994er-Album der irischen Band „No Need To Argue“ (über 17 Millionen verkaufte Exemplare und 37 Platin-, eine Gold- und eine Diamant-Auszeichnung) – also so gesehen aus O'Riordan-Sicht ihre Elvis-Jackson-Platte –, auf dem sich zugleich mit „Zombie“ ihr größter Hit (Mehr als 1 Milliarde mal unter YouTube angeklickt!) zum 25. eine ähnliche Veröffentlichung bevorsteht.
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Ja, falsch gedacht – aber das ist nunmehr nicht mehr schlimm, denn ein Jahr zu spät ist es endlich noch vor Weihnachten so weit und „No Need To Argue“ erblickt in seiner remasterten und erweiterten Variante das Licht der Musikwelt. Ein Album, über das man anno 2020 eigentlich nicht viele Worte mehr verlieren braucht, denn es gehört definitiv in jede ordentlich sortierte Platten- bzw. CD-Sammlung.
Mit „No Need To Argue“, das in London und New York aufgenommen wurde und mit der traumhaften Ballade „Ode To My Family“ beginnt, gelang den CRANBERRIES 1994 der endgültige, weltweite Durchbruch, mit dem am wenigsten deren charismatische und zugleich exzentrische Sängerin klarzukommen schien. Im Jahr 2013 wurde dann bei ihr nach einem erfolglosen Suizidversuch eine bipolare affektive Störung (BAS) diagnostiziert. Fünf Jahre später ertrank die 46-Jährige im Vollrausch (3,3 Promille) in einer Hotel-Badewanne in London. Damit war auch ihre Band THE CRANBERRIES begraben, die noch ein Jahr später mit <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2019/The-Cranberries/In-The-End/" target="_blank" rel="nofollow">„In The End“</a> ein letztes Album, auf dem O'Riordans Stimme noch zu hören war, herausbrachte und dann offiziell die Bandauflösung bekanntgab.
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„No Need To Argue“ ist jedenfalls ein Album für die Ewigkeit – nicht nur weil es echt hitverdächtige Melodien und Balladen, die schwer berühren, beinhaltet, sondern sich auch politisch einmischt und den Nordirlandkonflikt zur Sprache bringt und die wahren „Zombies“ benennt. Ein extrem mutiges Album, das eigentlich hätte boykottiert werden müssen (Zumindest aus der Sicht kriegstreiberischer Politiker!), aber doch nicht in der ganzen Welt Ruhm einheimsen sollte. Tat es aber – und das ist verdammt gut so. Denn auch wenn man heute „No Need To Argue“ in seiner Gesamtheit, aber auch jeden einzelnen Song hört, so klingt nichts davon angestaubt und besitzt leider auch heute noch textliche Aussagekraft und Aktualität.
Besonders interessant für alle Sammler sind natürlich die Bonustitel auf der letzten LP-Seite, die mit einem bisher unveröffentlichten MTV-Unplugged-Song beginnen, dem dann vier Single-B-Seiten folgen, die natürlich ebenfalls erstmals auf Vinyl veröffentlicht werden. Eine echt runde Sache im größeren wie kleineren Sinne.
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Allerdings wäre es insgesamt besser gewesen, statt dem ausufernden, über 5.000 Worte langen Essay auf den beiden Innenhüllen im Inneren des Gatefold-Covers, die Texte und ein paar ansprechende Fotos darauf abzudrucken. Dafür aber wurde klangtechnisch an „No Need To Argue“ intensiv gefeilt und zum Glück nicht versucht, das Album auf nur zwei Vinylseiten unterzubringen, sondern zum Vorteil des vinylen Klangbildes als Doppel-LP veröffentlicht und auf die letzte Vinyl-Seite Single-B-Seiten der damaligen Zeit und der bis dato unveröffentlichte MTV-Unplugged-Song „Yesterday's Gone“ gepresst. Lohnenswert ist diese Vinyl-Ausgabe in jedem Falle.
Entscheidet man sich aber für die Doppel-CD-Variante erhält man als zusätzliche Schmäckerlis noch mehrere Demo- und Live-Aufnahmen aus den Jahren 1994 und 1995 sowie unveröffentlichte Bilder aus den Fotosessions zum Album mit dazu. Diese Bilder hätte man dann besser auch anstelle des viel zu langen Essays mit auf der Doppel-LP abdrucken sollen.
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FAZIT: „No Need To Argue“ von THE CRANBERRIES erblickt in seiner remasterten und erweiterten Variante nach 26 Jahren Wartezeit erneut, dieses Mal als Doppel-LP- und Doppel-CD-Ausgabe das Licht der Musikwelt. Ein Album, über das man anno 2020 eigentlich nicht viele Worte mehr verlieren braucht, denn es gehört definitiv in jede ordentlich sortierte Platten- bzw. CD-Sammlung. Auch in diesen sorgfältig remasterten und erweiterten Versionen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.12.2020
Michael Gerard Hogan
Dolores O'Riordan
Noel Antony Hogan, Dolores O'Riordan
Dolores O'Riordan
Fergal Patrick Lawler
Island Records/Universal Music
68:16
18.09.2020