Als traditionelle Death-Metal-Band mit einem Dutzend Jahren auf dem schwieligen Buckel und Songtiteln, die ins Deutsche übersetzt "Menschenfressen", "Krankhafte Freuden, Teil 3: Emethophilie" oder "unfreiwillige Spende lebenswichtiger Organe" bedeuten, könnten UNDERGANG 2020 kaum souveräner zu Werke gehen.
Die Dänen decken praktisch die gesamte Bandbreite dessen ab, was das Genre so hergibt, also alles von stumpf primitiven Grind-Explosionen wie dem eröffnenden 'Spontan bakteriel' über semi-technischen (oder "verspielten" wie man unverbindlicher sagt) Stoff der Marke 'Rødt dødt kød' und 'Usømmelig omgang med lig' (was für ein cooles wie an für sich simples Hauptriff …) hinweg bis zu unheilvollem Doom Death der zähsten Sorte, der in Form von 'Aldrig i livet' nachgerade mustergültig durchexerziert wurde.
In ihrer verhältnismäßigen Unberechenbarkeit beschwört die Band wie schon auf dem Vorgänger "Misantropologi" (2017) die Haltung und Stimmung der die finnische Lesart der Stilistik verkörpernden Schlüsselwerke von Demigod ("Slumber of Sullen Eyes", 1992), Convulse (""World Without God", 1991) und Adramelech (die EP "The Fall", 1995) herauf, ohne erzwungen "retro" zu klingen.
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Das tuckernde 'Man binder ikke et dødt menneske' tendiert dann zum Schluss sogar in Richtung Übersee zu den frühen US-Ostküsten Acts, wobei ein der Boss-HM2-Tretmine nachempfundener Leadgitarren-Sound letztlich doch auf die skandinavische Heimat von UNDERGANG verweist.
Falls die Band auf ihrem nächsten, dann schon sechsten Longplayer noch einige Melodien mehr einbaut, könnte sie glatt Mainstream-tauglich werden … was sie aber vermutlich gar nicht will, wenn man das Artwork dieser Scheibe betrachtet, das eine eindeutige Autopsy-Hommage darstellt.
FAZIT: "Aldrig I Livet" geht als liebenswürdige Hommage an Todesblei faktisch jeglicher Couleur durch und wirkt trotzdem wie ein Death-Metal-Album fürs Hier und Jetzt, weil UNDERGANG dem Zeitgeist entsprechend Härte-Extreme suchen. Einziger Wehrmutstropfen: Den Song an sich verlieren die Typen dabei ab und an aus dem Auge. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/617cb5f213164e9c9a0269b2ecf50bab" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.11.2020
Martin Leth Andersen
D. Torturdød, Mads Haarløv
A. Dødshjælp
Dark Descent / Me Saco Un Ojo / Soulfood
36:09
27.11.2020