UNRULY CHILD sind im Jahr 2020 zurück mit Album Nummer acht. „Our Glass House“ scheint hierbei ein entweder mit Bedacht oder unabsichtlich prophetisch gewählter Titel zu sein, denn obwohl die ersten drei Alben der Band innerhalb der Melodic Rock Community uneingeschränkten Kultstatus genießen, wurden die Veröffentlichungen seit der Reunion 2010 zwar zur Kenntnis genommen, mehr aber auch nicht.
Somit gleicht jeder neuerliche Anlauf der Band, an die Kultalben „Unruly Child“ (1992), „Waiting For The Sun (1998), sowie „Unruly Child III“ (2003) anzuknüpfen dem Versuch, im sprichwörtlichen Glashaus sitzend, mit Steinen zu werfen, ohne das eigene Denkmal in Scherben zu verwandeln, ein Denkmal, das zwar immer noch steht, sich aber nur noch auf das Fundament der ersten Jahre gründet. Dabei sind die Alben ab der Wiedervereinigung der Band keine wirklichen Ausfälle, gemessen an den Outputs der ersten Schaffensperiode jedoch eher durchschnittlich.
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Gleiches gilt leider auch für die neue Scheibe. Das Ganze plätschert auf gut 61 Minuten ohne wirkliche Highlights (mit Ausnahme der Re-Releases) dahin und hinterlässt auch nach mehrmaligem Hören keinen Ohrwurm in den Gehörgängen, obwohl die zwölf Titel solide produziert, arrangiert und dargeboten werden. Es fehlt der Wiedererkennungswert, der die Spreu vom Weizen trennt. Zu den Titeln, die noch am ehesten an die erfolgreichen Zeiten der Band heranreichen können, zählt das groovende „Underwater“, wohl auch deshalb, weil UNRULY CHILD hier ein paar nette Synkopen unter den Soundteig heben, die für Abwechselung sorgen und etwas Wohlfühl-AOR generieren können.
„Freedom Is A Fight“ gefällt mit genialem Intro und toller Strophe, die dann aber durch einen mediokren Chorus abgelöst wird, der den Titel zurück in die Belanglosigkeit reißt. Das Fatale am soeben geschilderten ist der Wiederholungseffekt, der dafür sorgt, die Platte unausgegoren und wenig konsequent erscheinen zu lassen. „The Wooden Monster“ leidet unter ähnlichen Qualitätsabstufungen zwischen Strophe und Chorus, hier ist die Sache genau entgegengesetzt gelagert, da hier die Strophe nicht mit dem Kehrvers, der überaus stark geraten ist, mithalten kann.
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Versöhnliches dann zu Abschluss, da „We Are Here To Stay“ tatsächlich etwas von der Genialität der Band aufblitzen lässt, auf die man leider auf „Our Glass House“ zu oft vergeblich wartet. Dass es mit „To Be Your Everything 2020“ und „Let’s Talk About Love 2020“ zwei Neueinspielungen vom Debütalbum „Unruly Child“ auf den neuen Longplayer geschafft haben, unterstreicht das oben gesagte, zumal sich die Nummern im Vergleich zum neuen Material von deutlich anderem Kaliber präsentieren.
FAZIT: Die beiden Neueinspielungen der Klassiker „To Be Your Everything“ und „Let’s Talk About Love“ vom Debütalbum machen deutlich, woran es Album Nummer acht, „Our Glass House“, der Melodic Rock Institution UNRULY CHILD mangelt: Geniales Songwriting im Spirit der ausklingenden 1980er Jahre mit jenem Touch Unsterblichkeit, der die ersten drei Alben der Band auszeichnete. Was bleibt, ist ein solides AOR-Album, das zwar keinen Kultstatus erreichen wird, sich aber passabel in die Diskografie der Band einfügt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.12.2020
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