Über sechs Jahre sind seit dem Release von "Distant Is The Sun" vergangen, und ebenso "fern" kommen einem die Urheber des Albums nun nicht nur deshalb vor, weil sie aus Australien stammen, sondern da auch aufgrund der Tatsache, dass sich die Welt des progressiven Metal gerade in dieser Zeit gehörig gewandelt hat.
So wirken VANISHING POINT heute wie ein leicht angestaubtes Relikt aus einer zusehends verschwindenden Ära, doch das ist überhaupt nichts Schlimmes, zumal die Band mit ihrem Sound und der begleitenden Attitüde nicht allein dasteht. "Dead Asylum" mausert sich nämlich mit fortlaufender Spielzeit zu einem ähnlichen Knaller wie die jüngsten Werke von beispielsweise Conception (ein klasse Comeback nach noch längerer Zeit) und Divided Multitude, die mit schöner Regelmäßigkeit unterm Radar des Metal-Mainstreams Platten herausbringen.
Die letztgenannten Norweger kommen zuerst in den Sinn - vielleicht auch das neue Ivory Tower-Album, um mal in Deutschland zu bleiben -, wenn man die neuen Stücke der Gruppe hört, die mitunter sehr hart und teilweise auch knackig kurz (heißt hier: vier- bis fünfeinhalb Minuten lang) sind. Andererseits gestalten sich selbst die weiter ausholenden Nummern (das gemischt wehmütig aggressive Titelstück zu Beginn, das fürstlich stampfende 'Free') leicht zugänglich, weil allen Mitgliedern voran Sänger Silvio Massaro ein brillanter Melodien-Schreiber ist.
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Darüber hinaus provoziert sein leicht rauer Bariton angenehme Vergleiche mit Jeff Scott Soto (Talisman, Axel Rudi Pell, Sons of Apollo) und eignet sich trefflich für die Musik seiner Band, in der sich Biss und Eleganz vereinen. weitere Beispiele dafür? Die Single 'Count Your Days' und der sinfonische Einpeitscher 'The Healing', der belegt, wie zwanglos man mit flottem Thrash auch als Melodic-Act umgehen kann
FAZIT: VANISHING POINTs sechstes Studiolangeisen bietet ausnahmslos wasserdichte Melodic-Prog-Songs mit dicken Riff-Muskeln, geschmackvollen Orchesterarrangements in niedrigen Dosen und umso mehr feudalen Melodien. Wer es konservativ mag, erlebt die Gruppe hier mit einer Spielfreude, die jener auf ihrem 1997er Debüt „In Thought“ gleichkommt. Wenn Gitarrist Chris Porcianko verlauten lässt, die Kompositionen würden eine für alle Beteiligten schwierige Zeit Revue passieren lassen, kann man dem angesichts der Dringlichkeit, die "Dead Elysium" ausstrahlt, nur zustimmen. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/44f9c8b413bc45e38ab98b3c299efaa7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.08.2020
AFM / Soulfood
59:42
28.08.2020