Am 20. und 21. September 2019 fand im American Airlines Center in Dallas im US-Bundesstaat Texas zum fünften Mal das Crossroads-Guitar-Benefiz-Festival unter der Ägide von Eric Clapton statt, die vorliegende Nachbetrachtung steht in der Tradition der letzten so gearteten Veröffentlichung von 2013; es handelte sich um die fünfte Veranstaltung dieser Art, so wie sie seit 2004 alle drei Jahre (2016 wurde ausgesetzt) über die Bühne gehen, um Claptons Crossroads Centre, ein Drogentherapiezentrum auf Antigua, finanziell zu unterstützen.
Nach sechsjähriger Auszeit fanden sich schließlich wie gewohnt sowohl altgediente Prominenz als auch bereits etablierte jüngere Generationen sowie gerade erst emporkommende Künstlerinnen und Künstler ein, wobei Schauspieler Bill Murray als Moderator fungierte. Stilistisch lässt sich das Programm zwischen Blues, Rock und Americana im weiteren Sinn einordnen.
Die Beteiligten könnt ihr der Tracklist weiter unten entnehmen, wir konzentrieren uns auf die nicht wenigen Highlights und den generellen Eindruck, den "Crossroads Guitar Festival 2019" vermittelt, ohne dass wir uns die eigentlich zwingende Videoversion auf zwei DVDs bzw. Blu-ray zu Gemüte führen dürfen.
Das Prinzip früherer Events wurde natürlich beibehalten: Der Gastgeber teilt sich die eine oder andere Performance mit einem Co-Star, wobei die Abfolge des Ganzen einmal mehr klug ersonnen wurde. 'Wonderful Tonight' und 'Lay Down Sally', zwei wenig überraschende Nummern in akustischen Fassungen, taugen zu Beginn mit Andy Fairweather Low neben Clapton bestens zum aufwärmen, wohingegen das immer noch herzzerreißende 'While My Guitar Gently Weeps', dargeboten als Tribut an den verstorbenen Beatle George Harrison mit Peter Frampton, ungefähr in der Mitte des Ganzen einen offensichtlichen Höhepunkt setzt.
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Bevor das gesamte Ensemble am Ende noch 'Purple Rain' von Prince und und Joe Cockers 'High Time We Went' heraushaut, überrascht Clapton im Alleingang mit der Cream-Klamotte 'Badge', die allerdings ein bisschen schlapp wirkt. Sturm und Drang waren halt damals …
Die vielen unverhofften Kollaborationen zwischendurch machen den eigentlichen Reiz aus, und was dies angeht, ließen sich die Protagonisten 2019 nicht lange bitten: Buddy Guy verjüngt seinen 'Cognac' etwa gemeinsam mit Johnny Lang und den Stooges-Standard 'I Wanna Be Your Dog' bekommt man in einem besonders heiteren Moment von einer eigentlich undenkbaren Combo vor den Latz geknallt - Doyle Bramhall II, Susan Tedeschi, Derek Trucks, Jim Keltner und Zeremonienmeister Murray.
Vince Gill, Albert Lee, Bradley Walker und Dobro-Meister Jerry Douglas sorgen indessen mit Merle Haggards 'Tonight The Bottle Let Me Down' für Country-Vibes, wohingegen Los Lobos oder Gustavo Santaolalla ('Lait / De Ushuaia A La Quiaca' Latin-Flair verbreiten und Kurt Rosenwinkel ausnahmsweise etwas Jazz einbringt … wovon es in Zukunft übrigens gerne mehr sein darf!
Der wie immer charmante John Mayer wirkt dagegen mit 'Slow Dancing In A Burning Room' vergleichsweise langatmig, dito Gary Clark Jr. gegenüber der Britin Lianne La Havas als der stärkeren neuen Stimme im rootsigen Musikbetrieb; ihr aktuelles, selbst betiteltes drittes Album ist unbedingt hörenswert.
Was bleibt sonst noch zu sagen?
FAZIT: "Crossroads Guitar Festival 2019" ist ein in seiner Dichte erschlagendes Kompendium der Spitzenklasse, wenn es um klasse Gitarrenspiel und die hohe Kunst des traditionellen Songwritings in unterschiedlichen Stilen geht - tolle Live-Atmosphäre bei einer Menge erlauchter Gäste, deren Leistung für sich spricht. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/2532aacc4c2d4e0d9a57b0b093d9022e" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.11.2020
Rhino / Warner
243:12
20.11.2020