Mit schöner Unregelmäßigkeit beehren uns die geschätzten Kollegen von Powermetal.de mit einem CD-Sampler, auf dem die Redakteure der langlebigen Online-Plattform (wer ist älter, Männer - ihr oder wir?) teilweise relativ rare Songperlen und Kuriositäten aus dem weiteren Metal-Kontext zusammenstellt. Die dritte Runde "Metalliance" ist zwar optisch genauso schnöde und zweckmäßig aufgemacht wie die beiden vorangegangenen, zeugt aber einmal mehr von Liebe zum Detail - Erklärungen zu den einzelnen Tracks gibt es wie üblich - und kann sich anders als "Volume 2" ohne Einschränkungen hören lassen, weil die Qualität der Beiträge gleichhoch bleibt.
My Victims (vielleicht bekannter als My Own Victim) 'The Wraith' mit der unverkennbaren Reibeisenstimme des ewig jungen Mark Osegueada von Death Angel markiert direkt einen passenden Einstieg: US Power Metal, wie er typisch für die leicht "alternativ" angehauchten 1990er war und beispielhaft für die Liebhaber-Mucke, die hier kompiliert wurde.
POWER THEORY mögen einer neueren Generation von Bands angehören, vertreten aber genauso wie die legendären JAG PANZER alte Tugenden. Während erstere einen melodischen Stampfer einreichen, handelt es sich bei der schon seit Jahren im Netz kursierenden Nummer von Harry Conklin und Co. um die Bearbeitung eines traditionellen Lieds, die sich stilistisch ungefähr in der Phase "To Thane A Throne" einordnen lässt, auch und gerade wegen des dominanten Einsatzes der Akustikgitarre.
Dark Arena decken gemeinsam mit Tomorrow's Outlook die progressive Schiene ab - erstere mit dezentem Keyboard-Bombast, letztere mit einer saustarken Heulboje am Mikrofon -, nicht zu vergessen Watchtower-Virtuose Ron Jarzombek mit einem seiner aberwitzigen Solo-Instrumentalstücke. Wenn der Mann in die Saiten langt, weiß man schon nach fünf Sekunden, dass er es ist …
Zu den "Ausreißern": B.S.T. sind bekanntlich (?) ein cooler Crowbar-Klon, der sich in 'Bereit' von seiner muttersprachlichen Seite zeigt, wohingegen 'Mission In Black' mit einem Duett (Schreihals vs. Sängerin) aufgrund ihrer melodisch thrashigen Art noch knapp in den traditionellen Genre-Kontext des Samplers passen.
Infinity's Call Sinner-mäßiger Hardrock trägt in 'Lost' eindeutig die Handschrift von Gast Paul Sabu, der an den Ohrwurm-Hooks vermutlich nicht unbeteiligt gewesen sein dürfte. Abgesehen von Avian schließlich, die mit ihrem etwas biederen Euro-Speed und dünnem Sound das Schlusslicht des Reigens bilden, decken die tollen Goblins Blade das Feld "hoffnungsvoller Newcomer" ab, auch wenn dahinter der alten Haudecken Knittel (u.a. Tragedy Divine) und der Destillery-Dickinson, äh -Sänger stecken. So geilen "German" Power Metal spielen derzeit nur wenige, falls überhaupt jemand.
FAZIT: Beim Hören von "Metalliance Volume 3" kommt wie zu erwarten latentes 1990er-Flair auf. Viele unbekümmert frisch aufspielende Traditionalisten mit zeitlosen Songs für wenig Geld, was will man mehr? Eine der besten Internetanlaufstellen für harten Stahl unterstützen? Nur zu! <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/bc49b35e66344be88e8191efe34d1eb7" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2020
powermetal.de
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21.02.2020