Gleich in ihrem Gründungsjahr 2017 brachten VESTA ein Album heraus, das nach ihnen selbst benannt war und handelsüblichen Post Rock mit Ausschlägen gen Sludge Metal ohne Gesang bot. Inzwischen ist die Band noch etwas härter geworden, ohne ihre cineastischen Qualitäten einzubüßen.
Die Filme, die sich beim Hören von "Odyssey" vor dem geistigen Auge abspielen, sind hinsichtlich ihres Ausgangs offen, weil das Trio auf unverbindliche Art Spannung erzeugt, statt plump auf abgegriffene Gestaltungsmittel wie plakative Moll-Melodien oder grobe Riff-Gewalt zur Verfinsterung des seelischen Horizonts seiner Hörer zu setzen. Die zwischen knapp über fünf und acht Minuten dauernden Tracks der Scheibe wirken teilweise sogar verhalten überschwänglich, indem das Energieniveau der Musiker von verheißungsvollen Intros wie in 'Tumæ' oder 'Juno' bis zu lautstarken Schluss-Kadenzen hin stetig steigt.
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Der kompositorische Weg, den die Italiener von Fall zu Fall beschreiten, führt also meistens linear hinauf, was andererseits nicht bedeutete, dass zwischendurch keine Zeit für den einen oder anderen Ausfallschritt zur Seite wäre. In 'Breach' und während des längsten Stücks 'Temple' klingen sowohl flirrende Shoegaze-Gitarren als auch umso fester geerdete Stoner-Grooves an, wobei das letztgenannte gar so klingt, als ob die frühen Mastodon an Tools Rhythmus-Abakus Mathe-Hausaufgaben gemacht hätten.
Dass man hinsichtlich dieser an den Verhältnissen des Genres gemessenen Variabilität noch dazu eine leise Indie Rock-Note mit dem Allerwertesten wackeln hört, spricht eindeutig für die Band - genauso wie der Umstand, dass die vielen Freiräume, die sie zwischendurch schafft, den Wunsch wach werden lassen, sie verfüge über einen amtlichen Sänger bzw. eine Sängerin.
FAZIT: VESTA spielen auf ihrem zweiten Album fantasievollen und Fantasien anregenden metallischen Post Rock der rein instrumentalen Sorte, mit dem sie ihr Potenzial noch nicht in vollem Umfang ausschöpfen; eine prima Scheibe auf diesem Feld ist "Odyssey" trotzdem. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/778af9ba4fc54359b78e3a69218988c8" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.10.2020
Giacomo Cerri, Sandro Marchi, Lorenzo Iannazzone
Argonauta / Soulfood
52:51
09.10.2020