Zurück

Reviews

Walter Trout: Ordinary Madness

Stil: Bluesrock

Cover: Walter Trout: Ordinary Madness

Kaum zu glauben, doch Walter Trout gelingt es auch auf seinem beinahe 30. Studioalbum, der alten Tante Blues ein Facelifting zu verpassen. Die elf Nummern auf "Ordinary Madness" wurden in Robbie Kriegers Studio (The Doors) aufgenommen und gehen inhaltlich den großen Fragen des Lebens auf den Grund, was der Zeitlosigkeit entspricht, die das Material bereits ohne Texte ausstrahlt

Trout zeigt sich 2020 abermals ausgesprochen facettenreich, gerade für einen konservativen "Blaumann". Ausgehend vom Slow-Blues 'Ordinary Madness' zu Beginn (komplett mit sanfter Orgel) und dem nachfolgenden, konträr zum Opener aufbrausenden 'Wanna Dance' pendelt der Altmeister zwischen meisterlich in Szene gesetzten Balladen ('My Foolish Pride', 'All Out Of Tears' - Clapton hätte es nicht besser hinbekommen) und verhältnismäßig schnörkellosen wie ruppigen Rockern ('Final Curtain Call' - hier ist statt der Gitarre aber ein geiles Mundharmonika-Solo das Highlight) hin und her, ohne allzu leicht durchschaubar zu werden.

<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/Pyz90L1kOUg" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>

Teddy "Zig Zag" Andreadis Rhodes-Spiel ist genauso brillant und songdienlich wie das Riffing und Lead-Schmatzen von Trout selbst (höre speziell das elegische 'The Sun Is Going Down'), wohingegen die Rhythmusgruppe ein unaufdringliches, allenfalls zweckmäßiges Fundament legt; dank des einen oder anderen epischen Arrangements sind Schlagzeug und Bass jedoch unerlässlich, wenn es darum geht, das bunte Treiben zusammenzuhalten.

Dass Trout zu praktisch jeder Sekunde der Star des Geschehens bleibt, dürfte klar sein - vor allen auch in Hinblick darauf, dass er sich die mitreißendste Nummer 'OK Boomer' (Rory Gallagher lässt grüßen) bis zum Ende aufspart.

FAZIT: Blues hält jung, das bewies Walter Trout bereits mit seinem vorangegangenen Album. "Ordinary Madness" nimmt diesem wenig bis nichts, bietet aber wahrscheinlich zwei, drei stärkere Tracks mehr, und diese verlebte, gebrochene Stimme allein ist in einer Zeit, da das Genre zu viele gelackte Typen ins Rampenlicht stellt, umso wertvoller. Perfekte Symbiose aus emotionalen Vocals, höherer Kompositionskunst und Instrumental-Feuerwerk? Jawohl. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/0226b072946c4bcfb075105326ba3f22" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.08.2020

Tracklist

  1. Ordinary Madness
  2. Wanna Dance
  3. My Foolish Pride
  4. Heartland
  5. All Out Of Tears
  6. Final Curtain Call
  7. Heaven In Your Eyes
  8. The Sun Is Going Down
  9. Make It Right
  10. Up Above My Sky
  11. OK Boomer

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Mascot / Rough Trade

  • Spieldauer

    57:44

  • Erscheinungsdatum

    28.08.2020

© Musikreviews.de