In den vergangenen vier Jahren, seitdem sich WARLUNG gegründet haben, ist nicht viel im Staate Texas passiert. Das Quartett um die Tamez-Brüder, die eine unerschütterlich stoische, aber nicht behäbige Rhythmusgruppe bilden, musiziert insofern wie aus der Zeit gefallen, als es dem Rotnacken-Klischee entspricht, das Außenstehende gern mit ihrer Heimatregion verbinden.
Der Kenner ihres Debüts "Sleepwalker" (2018) weiß allerdings, dass sie keine stumpfsinnigen Hinterwäldler sind, sondern Freunde des im besten Sinn schmucklosen Stoner Rock, wobei man diesen Begriff auf seine ursprüngliche Bedeutung beschränken sollte; die Musikpresse vor rund 50 Jahren verschlagwortete damit nämlich sowohl Black Sabbath als auch deren US-Pendants Pentagram, außerdem Blue Cheer und manchmal selbst Grand Funk Railroad.
Wie dem auch sei, all diese Altvorderen lassen WARLUNG in ihrer Musik aufleben. Das Intro des Openers 'Phantasmagoria' heuchelt noch mit dünnem Orgel-Teppich Prog, doch anschließend zeigen die Amerikaner ihr wahres, ungeschminktes Gesicht, auch wenn sie das Tasteninstrument nicht gänzlich aufgeben; es dient vielmehr zum Anfetten eines Sounds, der an der Schnittstelle des Hardrock der 1970er mit den frühsten Ausformungen von Heavy Metal zu verorten ist.
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Und nicht ohne pfiffige Details auskommt: Man höre die kurz eingeworfenen Gitarrenläufe und Cowbell-Parts von 'The Scorpion in the Sand' oder das melodisch ausgesprochen agile 'Order of the Solar Temple', das mit über sechs Minuten schließlich doch ein bisschen Heavy-Prog-Flair versprüht … doch wie gesagt, gerade das scheinbar durch nichts aus der Ruhe zu bringende Bass-Schlagzeug-Gespann erdet die Songs auf "Optical Delusions", die nicht mehr und nicht weniger bieten als vertraute, aber nicht gänzlich ausgelutschte Wendungen und mehr als eine Handvoll denkwürdige Refrains.
FAZIT: WARLUNG spielen sympathisch unaufgeregten US-Hardrock im Spirit der Seventies, der mit seinen ruhigen, fast sonnigen Psych-Einsprengseln auch zeitgenössischen Kiff-Rockern mit Karten fürs nächste Freak Valley Festival gut reinlaufen dürfte. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/2aabb518868a41e2b17aa319164ee9b4" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.10.2020
Chris Tamez
Philip Bennett, George Baba
Philip Bennett, George Baba
Ethan Tamez
Heavy Psych / Cargo
39:57
09.10.2020