Zeit ihres Bestehens schafften WILDFIRE lediglich jeweils zwei Studioalben und Vinyl-Singles. Ihre Bekanntheit, falls man überhaupt davon sprechen kann, ergab sich in erster Linie daraus, dass mit Paul Mario Day ein Sänger am Mikrofon stand, der kurzzeitig Iron Maidens Frontmann war und auch zu More gehörte, die Anfang der 1980er beim Major Atlantic waren.
Bedeutend sind die NWoBHM-Urgesteine auch insofern, als sie zur Gründung zweier im Kontext der "Welle" ebenfalls unbedingt nennenswerter Gruppen führten - Weapon (Gitarrist Jeff Summers spielt dort bis heute) und Statetrooper. Dementsprechend prominent sind die Mitglieder auch, teilweise sogar über den Szene-Kontext hinaus; Bassist Jeff Brown spielte schließlich später bei den Glam-Vorreitern Sweet, wo auch Schlagzeuger Bruce Bisland (ebenfalls Tank, Praying Mantis) und nicht zuletzt auch Day (höre die Live-Nachlese „Live At The Marquee“ von 1989) zwischenheitlich Unterschlupf fanden.
„Brute Force & Ignorance“ (1983) und „Summer Lightning“ (1984) kamen ursprünglich bei Mausoleum Records heraus, die 2020er Neuauflage erscheint ohne Extras, doch das Material spricht immer noch für sich. WILDFIRE standen im Großen und Ganzen zweifellos auf der Hardrock-Seite der Bewegung, hatten vor diesem Hintergrund aber genug Biss, um auch härter eingestellte Gemüter zu begeistern - speziell dank quirliger Gitarrenarbeit und einiger wirklich unzerstörbarer Refrains. Beispiele dafür? Das energische 'Screaming in the Night' sowie das Knaller-Tripel aus 'Violator', 'The Key' und 'Blood Money'.
'If I Tried' kristallisiert sich als ultimatives Glanzlicht heraus, zu dessen Beginn das Traditional 'Scarborough Fair' zitiert wird - ein kurzer Gänsehaut-Moment -, und gleich dahinter folgt 'Jerusalem', wo Day entsprechend auf William Blakes gleichnamiges Gedicht anspielt. 'Passion for the Sun'geht hingegen am ehesten als handelsübliche Power-Ballade durch und markiert den verhältnismäßigen Schwachpunkt im Schaffen der Gruppe.
FAZIT: "Hardrockiger" Heavy Metal aus England von historischer Wichtigkeit und auch davon abgesehen wertvoll - WILDFIRE hatten Epik ( 'Eyes of the Future'), Kämpferisches ( 'Gun Runner', 'Search and Destroy') und sachte Momente ('Nothing Lasts Forever', 'Lovelight'), die jedem AOR-Act zur Zierde gereichen würden, sollten also jedem traditionell metallisch Gesinnten eine Investition wert sein. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/c9ad86436cb445e88aaa1cd8c1701b74" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.07.2020
GoldenCore / Zyx
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22.05.2020