50 Jahre jung werden WISHBONE ASH 2020, und auch wenn die Band, wie Eingeweihte nicht erst seit gestern wissen, schon lange nicht mehr viel mit jener zu tun hat, die 1972 mit "Argus" einen in Stein gemeißelten Klassiker der Rockgeschichte herausgebracht hat, hielt Gitarrist und Sänger Andy Powell den Namen stets in Ehren - Kreativ-Schlappen hin, zig Umbesetzungen her. Sein neues Album unter dem Banner klingt dementsprechend keine Sekunde lang so billig, wie das Cover dazu aussieht.
Für Vinyl ist das eher mal nichts, aber wie dem auch sei … Die Veteranen sind 2020 ungebrochen reiz- und kraftvoll am Start, so man sich beispielsweise das hämmernde Doppel aus 'Drive' und 'Back In The Day' zu Gemüte führt. Hinsichtlich der Epik des Titelstücks und von ‚It´s Only You I See‘, einem gemeinschaftlich komponierten Geniestreich, der das harmonische Klima innerhalb der Gruppe sehr deutlich macht, sowie der Mainstream-Qualitäten der Power-Ballade 'Floreana' sind die wesentlichen Markenzeichen der Legende praktisch abgedeckt, nicht zu vergessen freilich jene charakteristischen zweistimmigen Gitarrenleads und -solos, an der sich bis heute nicht wenige Metal-Bands orientieren.
Die eröffnende Single ‚We Stand As One‘, die der Bandkopf nicht ganz zu Unrecht mit dem alten Standard ‚The Warrior‘ vergleicht, auf leicht melancholische und auch hypnotische Art; das wippende Leitmotiv deutet gewissermaßen an, dass es im weiteren Verlauf der Spielzeit vor Hooks wimmeln wird. Dass selbige so gut ins Ohr gehen, ist insbesondere der blind aufeinander eingespielten Rhythmusgruppe zu verdanken; Bassist Bob Skeat und Schlagzeuger Joe Crabtree bilden neben dem scheinbar alterslosen Powell (zumindest was seine Gesangsstimme betrifft) schließlich seit Ewigkeiten den Kern von WISHBONE ASH.
Jungspund und Sechssaiten-Held Mark Abrahams verleiht ihnen hingegen einen frischen Dreh, wobei die Briten davon profitieren, dass er offensichtlich wie ein Fan an ihre Musik herangeht. Er mag die alten Herren auch zu ‚Personal Halloween‘ ermutigt haben, einer gelungenen Überraschung mit Popowackel-Faktor und Funk-Bläsersatz.
FAZIT: Auf WISHBONE ASHs Karriere bezogen gibt "Coat Of Arms" keinerlei Ausblick auf ein Ende in näherer Zukunft. Die Band ist sich selbst genug, würdigt ihr ohnehin schon beachtenswertes Vermächtnis und versprüht ohne Ambitionen zu spielerischen oder sonstigen Höchstleistungen - nur das Songwriting musste während des Schaffensprozesses wohl stets erste Güteklasse sein - einen Elan, den man sich auch von manchen erheblich jüngeren Acts wünschen könnte. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/fac526cd84bb40b2b05167127b330156" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.02.2020
Bob Skeat
Andy Powell
Mark Abrahams, Andy Powell
Joe Crabtree
Steamhammer / SPV
64:08
28.02.2020