Andere jubeln ihren Fans eine halbe Stunde Musik als vollwertiges Album unter, WITCHCRAFT kündigen Blackmetal von vornherein als "Extended Play" an, was auch insofern Sinn ergibt, als sich die Band herausnimmt, musikalische Experimente durchzuführen … gleichwohl ohne ihr angestammtes Feld zu verlassen.
Die Schweden um Vordenker Magnus Pelander brauchen schließlich niemandem mehr irgendetwas zu beweisen; WITCHCRAFT wurden in ihren frühen Jahren dafür belächelt, kompromisslos anachronistischen Heavy Rock nach den Vorgaben von Black Sabbath, Tony Iommis Schützlingen Necromandus oder den Amerikanern Pentagram zu spielen, gelten aber bekanntermaßen längst als eine der handverlesenen Kapellen, die für den gegenwärtigen Vintage-Book verantwortlich zeichnen.
Demzufolge lässt sich bestens nachvollziehen, weshalb der Gruppe 2020 nach frischem Wind zumute ist, wobei Pelanders erstes Soloalbum von 2017 wahrscheinlich ebenfalls zu jener Horizonterweiterung beigetragen hat, die man mit "Black Metal" verbinden kann. Im eröffnenden Fast-Instrumental 'Elegantly Expressed Depression' steht er mit seiner Akustikgitarre allein im Zentrum, so wie es sein Landsmann Jonathan Hultén von Tribulation neulich auf Solopfaden tat, und gibt dabei die weitere Richtung vor.
'A Boy And A Girl' gestaltet sich ebenso wie 'Sad People' sowie später 'Sad Dog' und der bluesig improvisatorische Abgesang 'Take Him Away' noch minimalistischer, bevor 'Grow' wieder fülligere Akkord-Voicings bietet. Nichtsdestoweniger bleiben die restlichen Mitglieder der Band komplett außen vor, und wenn Pelander dann in 'Free Country' völlig ungehemmt auf Jeff Buckley macht, klingt das keinesfalls überheblich oder albern, sonder sowohl handwerklich (gesanglich) gelungen als auch ungeheuer emotional. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/8a962e38fea54b1da35876483f8f7693" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.04.2020
Nuclear Blast / Believe
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01.05.2020