Für eine relativ unbekannte Combo aus einer engen stilistischen Sparte sind sechs Jahre Sendepause eine lange Zeit. WITCHRIDER haben ihr aus welchen Gründen auch immer eingehaltenes Stillschweigen zumindest insoweit sinnvoll genutzt, als Strukturen entschlackt, der Shit-Filter engmaschiger geknüpft und die Vocals weiter in den Vordergrund gerückt wurden.
An und für sich ist "Electrical Storm" also eine leicht erschließbare, kurzweilige Angelegenheit, wobei die Gruppe keine Kurskorrektur vorgenommen hat, sondern zum Glück bei ihren Leisten geblieben ist. beim Opener 'Shadows' oder im Fall von 'Keep Me Out Of It' handelt es sich um wehmütigen Saubermann-Grunge zwischen mittleren Soundgarden und Pearl Jam, dem die Österreicher manchmal auch durch subtilen Keyboard Einsatz zu quasi-sinfonischem Bombast verhelfen.
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Das von Achtel-Bass befeuerte 'Let Go' kristallisiert sich als Schlüssel-Track im Guten wie Schlechten heraus, denn der Kehrvers bleibt in gleichem Maß im Gedächtnis, wie er schon nach einmaligem Hören auf die Nerven fallen kann. Viel für sich haben aber auch das verträumt wirkende Titelstück und das locker flockige 'I Am Confused' mit für Queens Of The Stone Age typischen "Uh"-Chor-Einwürfen, das zu gleichen Teilen stampfende und treibende 'You Lied' mit seinem simplen und deshalb unwiderstehlichen Hauptriff und kurz vor Ende auch 'Come Back', das man sich ohne weiteres auch auf einer Scheibe von Black Stone Cherry oder Shinedown vorstellen könnte.
Der Gassenhauer-Faktor hält sich bei alledem jedoch in Grenzen. Letztendlich ist "Electrical Storm" nichts Besonderes, weil man sich "nur" gediegen unterhalten fühlt, aber in keinerlei Hinsicht neue Einsichten erhält. Live macht die Sache aber sicherlich eine Menge Spaß.
FAZIT: Mit ihrem zu beliebigen Alternative Rock differenzieren sich WITCHRIDER nicht deutlich genug von der unüberschaubaren Zahl ihrer potenziellen Mitbewerber auf diesem Feld. "Electrical Storm" ist deshalb eher der sprichwörtliche Sturm im Wasserglas, auch wenn es die Band gut meint und man ihre Detailverliebtheit (Synthesizer, Percussion, etc.) zu schätzen weiß. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/f3ba6a2588f44e938bccdeab11f9afb5" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2020
Fuzzorama
50:30
13.11.2020