Da WITHIN THE RUINS ihren zusehends progressiver gewordenen Deathcore über fünf Alben hinweg mit allen Schikanen ausgestattet auf die Welt der zutätowierten Fleischtunnel-Träger losgelassen haben, stand im Vorfeld ihres neuen Longplayers nicht zu erwarten, dass sich etwas an ihrer Formel ändern würde.
Und so ist es dann auch: "Black Heart" ist rasiermesserscharf präzise High-End-Kost, hinter der arrivierte Songwriter stehen, gleichwohl man nach wie vor bezweifeln darf, dass es während der Aufnahmen mit rechten Dingen zuging. In einigen Momenten - vor allem während 'Eighty Sixed' - ist man überzeugt davon, roboterhaft am Studio-PC per Software auf den Punkt genau abgehackte Stakkato-Riffs zu hören; spielt das mal genau so live, Männer!
<iframe style="border: 0; width: 100%; height: 120px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=514740130/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/tracklist=false/artwork=small/transparent=true/" seamless><a href="https://withintheruins.bandcamp.com/album/black-heart">Black Heart by Within The Ruins</a></iframe>
Wie dem auch sei, das Artifizielle an WITHIN THE RUINS Musik hatte immer schon mehr für sich als bei ähnlichen Acts, die erdig rockig daherkommen wollen. Die Gruppe um den Virtuosen Joe Cocchi macht hingegen keinen Hehl daraus, dass das Streben nach sportlichen Superlativen zu ihrem Selbstverständnis gehört - anscheinend egal mit welcher Art von "Doping" …
'Deliverance' wirkt phasenweise sehr nah am traditionellen Melodic Death Metal Skandinaviens orientiert, wohingegen die hibbelige Gitarren-Leads wie gewohnt nach Keyboards oder 8-Bit-Videospiel-MIDI klingen. Von Tieftöner Paolo Galang gesäuselte Melodien kontrastieren Frontmann Steve Tinnons viehisches Gebrüll leider zu selten, sodass die gesangliche Performance die Kastanien praktisch nur während 'Devil In Me' und 'Outsider' aus dem Feuer holt.
Die überwiegend pfeilschnellen, neoklassisch angehauchten Nummern 'Deliverance' und 'Ataxia V' (tolle Flamenco-Passage!) sind mit weitem Abstand die stärksten der Platte, weil - auch das ist keine neue Erkenntnis - WITHIN THE RUINS 2020 in erster Linie spielerisch interessant sind. Vocals bräuchte man so gesehen gar nicht, aber egal:
"Black Heart" ist wie Killswitch Engage, As I Lay Dying und All That Remains mit ganz, ganz dicken Eiern und deutlich besser genießbar als beispielsweise die Kasper von Born of Osiris, die ja ähnlich technoiden Extrem-"Metal" machen.
FAZIT: Nach anderthalb Dekaden im Business macht WITHIN THE RUINS niemand mehr etwas vor. "Black Heart" ist Technical Deathcore mit dem verdienten Prädikat "state of the art". <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/e4ea673b67f640c393a721ee34962598" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.11.2020
Paolo Galang
Steve Tinnon, Paolo Galang
Joe Cocchi
Kevin McGuill
eOne / SPV
44:39
27.11.2020