Hui, XIV DARK CENTURIES gehen auf "Waldvolk" aber hurtig zum Angriff über! So ungestüm nach vorne preschend wie Finntroll zu Zeiten von "Jaktens Tid", also auch mit hörbar guter Laune am grimmigen Auftritt, eingängig-schwungvollen Melodien und Kompositionen, die zwar nicht zu 100 Prozent die Untiefen des deutschen Heiden-Metals umschiffen, doch nichtsdestotrotz lebendiger tönen als ein Großteil der stilistisch nahe liegenden Konkurrenz.
Letzteres hat mehr als einen guten Grund: Zum Einen spielt Tobalt an der Leadgitarre famos auf und nimmt die Hörer an die Hand, bevor sie es sich anders überlegen können. Zum Anderen sind die Lieder auf "Waldvolk" schlüssig komponiert, mit hörbarem Spaß an der Freude eingespielt, und wirken trotz gehörigem Abwechslungsreichtum nur selten holperig. Dabei handelt es sich um sieben neue Kompositionen und drei neu eingespielte Songs aus älteren Tagen.
Dem folkigen "Firratan" verleiht Veit von Odroerir mit seinem beherzten Violinenspiel eine melancholische Note, die dem Power-Metal-Song gut zu Gesichte steht.
"Atme den Wald" klingt zu Beginn Abschnitten so erhaben wie einst In Flames zu allerbesten (Lunar-Strain- und Subterranean-) Zeiten, was den Rezensenten fast ein wenig rührselig werden lässt - eine mitreißende wie eingängige Hit-Single, die live bestimmt besonders gut ankommen wird!
Klassisch heidnisch-metallisch funkeln auch die Texte der Thüringer: Nachdem Hel (r.i.p.) einst "Ich bin die Macht" sangen, und Helrunar bald darauf "Ich bin die Leere", fügen XIV DARK CENTURIES nun das Feuer hinzu. Den Göttern sei Dank konzentriert sich Sänger Michel voll auf die metallische Durchschlagskraft und weniger auf etwaige Reime. Die sich an zeitgenössische Standards anschmiegende Produktion könnte dem Schlagzeug mehr Wumms gönnen, der Bass-Drum-Sound ist leider nicht so heavy, wie es die metallisch mehr als soliden Kompositionen verdient hätten. Die Synths fügen sich hingegen Song-dienlich ins Klangbild ein, was im Pagan Metal nun wirklich keine Selbstverständlichkeit ist.
FAZIT: Das nach den Peinlichkeiten der Nuller Jahren doppelt und dreifach totgesagte Genre deutschsprachigen Pagan Metals kann nun zu Beginn des dritten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert in Gestalt von XIV DARK CENTURIES eine bodenständige Band vorweisen, die dem Musikstil mit unüberhörbarer Liebe zu Klassikern schwungvoll frisches Leben einhaucht, sich dabei überraschend vielseitig zeigt, und deren Lead-Gitarrist auf "Waldvolk" brilliert. "Atme den Wald" ragt heraus aus einem richtig guten Album und hievt es somit knapp auf die unterm Strich vergebenen Punkte.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.02.2020
Marley
Michel
Tobalt, Uwe
Tobi
Manu
Veit (Violine)
Einheit Produktionen
44:58
28.02.2020