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Zeal & Ardor: Wake Of A Nation

Stil: Black Metal und mehr

Cover: Zeal & Ardor: Wake Of A Nation

Der Titel deutet es schon an: Die sechs neuen Tracks von Kosmopolit Manuel Gagneux alias ZEAL & ARDOR sind der Bevölkerung der Vereinigten Staaten gewidmet, die sich derzeit durch „Black Lives Matter“ gezwungen sieht, im wahrsten Sinn des Wortes Farbe zu bekennen.

Gleich zu Beginn entpuppt sich 'Vigil' als waschechte Soul-Ballade ohne sprichwörtliches Netz und jenen doppelten Boden, den Schwarzmetall-Verächter befürchten könnten; extrem ist hieran nichts, doch wer Gagneux nun als im Zuge seines Erfolges zahm gewordenen Hipster abkanzelt, sieht sich schon während 'Tuskegee' getäuscht: Sein Fauchen zu einem unheilvollen Tremolo-Gitarrenmotiv, während das Arrangement an sich rhythmisch zwischen Sludge und Black Metal pendelt, fasst im Grunde nur noch einmal zusammen, worum es bei ZEAL & ARDOR seit je ging.

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Die Gestaltungsmittel bleiben minimalistisch und werden im weiteren Verlauf nicht großartig variiert, doch was der Multi-Instrumentalist, an dem im Übrigen auch ein wortkarger Dichter mit sprenggewaltigem Ausdruck verlorengegangen ist, aus dem überschaubaren "Werkzeug" macht, auf das er sich beschränkt, ist schlicht emotional wie handwerklich eindrucksvolle Kunst.

Auch wenn sich der Schlachtruf der Bewegung („I can´t breathe“) quasi leitmotivisch durch „Wake Of A Nation“ zieht, reißt die Musik genauso mit, wenn man den gesellschaftspolitischen Überbau ausblendet. Der Wahlschweizer hält an dem einzigartigen Stil fest, den er mit seinem noch aktuellen zweiten Album gefunden hat, und unterstreicht vor allem eines, während er afroamerikanische Anklänge („field hollers“ inklusive Kettenrasseln, aber auch waschechten Soul-Gesang) und schlichte Piano-Motive mit knallhartem Sludge bis Black Metal verbindet:

Er ist ein Erste-Sahne-Songwriter mit Gänsehautgarantie im Kompositionsbaukasten.

FAZIT: ZEAL & ARDOR transzendiert Black Metal auf eine bis zuletzt nicht möglich gehaltene Weise. Die "Trve"-Fraktion gibt sich längst nicht mehr mit dem Projekt ab, falls sie es überhaupt je versucht hat, und das ist auch gut so. Hier geht es weniger um den Gestus und die Ideologie einer Szene als um deren stimmige Übertragung in einen völlig anderen Kontext, weshalb es auch sehr logisch erscheint, dass sich Manuel teilweise an der gängigen Ikonografie (siehe Cover) vergreift. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/c8603950e15b436bb97eb8eb65959f68" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2020

Tracklist

  1. Vigil
  2. Tuskegee
  3. At the Seams
  4. I Can't Breathe
  5. Trust No One
  6. Wake of a Nation

Besetzung

  • Bass

    Manuel Gagneux

  • Gesang

    Manuel Gagneux

  • Gitarre

    Manuel Gagneux

  • Keys

    Manuel Gagneux

  • Schlagzeug

    Marco von Allmen

Sonstiges

  • Label

    Radicalis

  • Spieldauer

    17:03

  • Erscheinungsdatum

    23.10.2020

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