Unter allen Bands, die sich nach dem tragischen Ende von Type O Negative formierten, dürften A PALE HORSE NAMED DEATH nicht nur die langlebigste sein, sondern auch die gehaltvollste, wenn man das zwar überschaubare, aber durchweg bemerkenswerte Studiowerk von Sal Abruscato - Multi-Instrumentalist und ehemaliges Type-O-Negative-Mitglied aus dem Life-Of-Agony-Dunstkreis - und seiner Hintermannschaft in Betracht zieht.
Die Gruppe profitiert seit ihrem Einstand "And Hell Will Follow" und dessen Nachfolger "Lay My Soul To Waste" von einer stringenten Weiterentwicklung, die eine Einfindung in ihre musikalische Welt zu jeder zeit leicht macht. Selbst als A PALE HORSE NAMED DEATH nach sechs Jahren erst 2019 wieder miteinem Langdreher in Erscheinung traten, konnte man sich direkt einklinken, denn wie es scheint, lernen die Beteiligten entweder nichts aus ihrer unglücklichen privaten Situation oder suhlen sich mit Wonne in Selbstmitleid.
Fest steht in jedem Fall, dass die Texte der Band über die Schattenseiten der Condition Humana von jeher gleich geblieben sind. Sal webt neuerdings biblische Themen in die Tracks ein, die gut zu den erlebten Geschichten von persönlichem Elend und emotionalem Aufruhr passen, also bleibt alles beim Alten, nun da er seit genau zehn Jahren unter dem Banner des blassen Schnitter-Pferdes unterwegs ist.
Ob die vierte LP der Combo die stärkste ist, darüber mögen sich Hardliner streiten, so es sie gibt. Unabhängig von dieser Frage hat "Infernum In Terra" eine Menge für sich. Hinsichtlich seiner Melodieführung und bittersüßen Art kommt das ausladende ´Two Headed Snake (Propofol Dreams)´ den kompositorischen Prinzipien von Abruscatos "Ziehvater" Peter Steele von allen enthaltenen Tracks wohl am nächsten. Mit der lakonischen Hymne ´Shards Of Glass´ und ausgerechnet dem längsten (siebenminütigen) Widerhaken-Wunder ´Devil's Deed´ ist bestens für auskoppelbaren Stoff mit Hit-Potenzial gesorgt.
Ansonsten gibt es haufenweise waschechten Doom MetalNummern mit dezent "alternativ" rockender Note und einer Messerspitze Stoner-Dröhnen, darunter der bestechende Opener ´Believe In Something (You Are Lost)´ und das an Paradise Lost zu "Draconian Times"-Zeiten gemahnende Highlight ´Lucifer's Sun´
"Infernum In Terra" bietet nicht zuletzt auch Gitarren-Bombast quasi-orchestraler Art mit subtilem Keyboard- respektive Piano-Unterfutter und jener Klangaura, die - man muss es wieder sagen - Type O Negatives Produktionen so unverkennbar machten (´Cast Out From The Sky´, ´Reflections Of The Dead´ - Über-Refrain!).
FAZIT: Auf ihrem vierten Longplayer zeigen sich A PALE HORSE NAMED DEATH in gewohnt guter, trauriger Form. Die in der Covid-19-Isolation komponierten Stücke markieren eine weitere schwere wie schwermütige Verschmelzung von Type O Negatives auffälligsten Stilmitteln mit einer Alt-Rock-Schlagseite und relativ traditionellen Doom-Momenten bei kompositorisch überdurchschnittlichem Qualitätsniveau. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/8dd3ed7bd8024f869455a866aee3e0f1" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.09.2021
Oddie McLaughlin
Sal Abruscato
Eddie Heedles, Joe Taylor, Sal Abruscato
Chris Hamilton
Long Branch / SPV
54:31
24.09.2021