ALEXANDRA „ADA LEA“ LEVY ist eine Songwriterin aus Montreal, Kanada, die sich auch als Malerin, Autorin, visuelle Künstlerin und Poetin verwirklicht. Zwar erklärt das immer noch nicht den eigenartigen Titel ihres zweiten Albums (und den noch viel eigenartigeren Titel eines 57 Sekunden langen Instrumentals auf diesem Album), deutet aber darauf hin, wie er entstehen konnte. Denn um es auf den Punkt zu bringen: Eigentlich hätte es heißen müssen, dass ADA einen Garten SÄHE und nicht NÄHE während sie die andere Hand am Steuer hat.
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Nun gut... Das durch die Teilnahme an einem Workshop mit der experimentellen kanadischen Poetin Sarah Burgoyne entstandene assoziative Spiel mit der Bedeutung von Worten zeigt eigentlich nur, dass ADA – als wahre Künstlerin - nicht alles, was sie tut, zugleich kognitiv hinterfragt. So konnte es dann geschehen, dass ihr zweites Album letztlich zu einem musikalischen Porträt ihrer Heimatstadt Montreal geworden ist, ohne dass sie das geplant hätte.
In ihren Songs gibt es zahlreiche Referenzen auf Lokalitäten und Situationen in Montreal, die sie dort selbst vorfand und erlebte – was sie im Übrigen davor bewahrte, in US-Klischees abzugleiten, wie das einigen Kanadiern schnell mal passiert.
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Musikalisch eingebettet in einen angenehm unspezifisch ausgerichteten Mix aus New Wave-, Indie- und Folkpop, Soft-Rock-Elementen und einer Prise Art- und Kook-Pop, singt, haucht und seufzt sich Ada durchaus humorvoll und selbstironisch durch eine Sammlung leicht mystisch gefilterter, Song-gewordender Erinnerungen mit tendenziell melancholischem Touch und einer unwirklichen, träumerischen Grundstimmung, die am Ende aber dennoch vollkommen schlüssig scheint.
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FAZIT: Auf ihrem Debüt-Album „What We Say In Private“ wollte ADA LEA offensichtlich zu viel: Das Album litt unter seiner Komplexität und den Ambitionen, so viel wie möglich in jeden einzelnen Song zu packen. Für ihr zweites Album „One Hand On The Steering Wheel And The Other Sewing A Garden“ tat sich ADA LEA indes mit Produzent MARSHALL VORE zusammen und spielte das Material nach einer intensiven Planungsphase zusammen mit ihrer Band und ein paar Freunden wie HARRISON WHITFORD, CHRISTIAN LEE HUTSON oder JOHANNA SAMUELS in dessen Studio in L.A. ein. Die Erkenntnis, dass weniger mehr sein kann sowie das einheitliche Sounddesign unter gleichzeitigem Beibehalten der stilistischen Vielseitigkeit wirkten sich immens förderlich auf das Klangbild des insgesamt wesentlich geschlosseneren zweiten Albums aus.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.09.2021
Marshall Vore
Ada Lea
Ada Lea
Saddle Creek
40:21
24.09.2021