Wer erinnert sich noch an THE WRENS?
Diese leicht chaotisch anmutende Indie-Rock-Truppe aus New Jersey, die 2005 ihren Schrammel-Pop und Garagerock-Masterpiece „The Meadowlands“ veröffentlichte und sich im Folgenden auf diversen Touren mit haarsträubend überdrehten Performances als eine der besten und sympathischsten Live-Bands des Jahrzehnts erwiesen.
Vermutlich sind das gar nicht so viele, denn aufgrund diverser eigenartiger Entscheidungen – etwa sich lieber mit Major-Labels über zurückgehaltenes Material herumzustreiten, die Dayjobs beizubehalten und immer und immer wieder mit dem „Meadowlands“-Album zu touren, als sich mit neuem Material zu beschäftigen - verpasste die Band des Öfteren den geeigneten Zeitpunkt, musikalisch nachzulegen.
Irgendwann wurde es KEVIN WHELAN – seines Zeichens Bassist und Mitgründer des Ensembles – zu bunt, darauf zu warten, dass CHARLES BISSELL, der Frontmann der WRENS, sich irgendwann mal dazu durchringen würde, ein bereits fertiges neues Album zu finalisieren. Ergo beschloss er, aufbauend auf Material, welches er im Laufe der letzten 14 Jahre selbst erarbeitet hatte, ein eigenes Projekt zu realisieren. So entstand das nun vorliegende Album „Observatory“, in das Whelan unter dem neuen Projektnamen AEON STATION nicht nur seine musikalische Ideensammlung der letzten Dekade, sondern auch seine gesammelten Lebenserfahrungen einfließen ließ, sodass das Ganze zu einem unglaublich reichhaltigen, ambitionierten, vielschichtigen und epischen Magnum Opus reifte.
Logisch, dass unter solchen Bedingungen die Themen Resilienz, Stoizismus und der Glaube an sein eigenes Vermögen zu Leitmotiven dieses bemerkenswerten Albums wurden.
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FAZIT: Dass neben KEVIN WHELAN auch seine WRENS-Bandkollegen JERRY MCDONALD und Bruder GREG WHELAN sowie seine Frau MARY ANN – nicht aber CHARLES BISSELL - an dem Projekt AEON STATION beteiligt sind, ist erstens deutlich herauszuhören (denn WHELAN kann sich genauso genüsslich vom tastenden Folksong aus in die Opulenz und Hysterie stürzen wie die WRENS das auch taten), macht aber zweitens dann deutlich, dass das eben keine direkte Fortsetzung des Wrens-Wirkens, sondern ein um vielfache Nuancen aufgefächertes, facettenreiches Selbstporträt eines ressourcenreichen und abgeklärten Meisters seines Fachs ist. „'Observatory' ist das Beste, was ich je gemacht habe und - ehrlich gesagt – vermutlich je werde machen können“, ordnet Whelan das Ganze ein. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.12.2021
Kevin Whelan
Kevin Whelan
Greg Whelan, Kevin Whelan
Kevin Whelan
Jerry MacDonald
Sub Pop
38:59
10.12.2021