Nachdem wir das fürchterliche jüngste Machwerk des vor langer Zeit einmal zu ALCATRAZZ gehörenden Gitarrengottes (auf Abwegen) Yngwie Malmsteen verkraftet haben, steht die Band mit ihrer fünften Studio-Langrille in den Startlöchern und entschädigt für die seelischen Schmerzen, die ihr Ex-Mitglied verursacht hat.
„Born Innocent“, das Comeback der 1983 gegründeten Kult-Kapelle, ließ erst vor kaum einem Jahr Kiefer herunterklappen, und "V" knüpft nun erfreulicherweise genau dort an. Geboten wird einmal mehr energiegeladener und virtuos gespielter Metal, wie er klassischer kaum sein könnte, mit einer ikonischen Stimme "on top", die nahezu jedes der enthaltenen Stücke zu einem Hit-Anwärter macht.
Doogie White, der Graham Bonnet ersetzt, liefert auf seine alten Tage mal eben eine seiner besten Performances überhaupt ab, gleichwohl die Vocals nur die halbe Miete sind. Obzwar die Mitglieder "V" unter musikalischen Gesichtspunkten gewissermaßen als Nachfolger ihres Klassikers "No Parole" ansehen, kann man die Scheibe genauso gut als zeitgemäßen Stahltopf bezeichnen, der edler scheppert als manche Jungköche innerhalb der Szene.
Bereits der schnelle Opener ´Guardian Angel´ zerbeult Yngwies jüngstem Neoklassik-Alteisen auf einen Schlag bis zur Unkenntlichkeit, ehe ´Nightwatch´ besten Eighties-Arena-Stoff feilbietet. Darauf folgt einen stimmige Mischung aus rockigen Hymnen (´Sword of Deliverance´, ´Blackheart´, ´House of Lies´) und weiteren Dampframmen (´Target´!) sowie die obligatorische Power-Ballade ´Dark Day for My Soul´ zum Schluss, wobei sämtlichen Tracks gemein ist, dass Jimmy Waldo sie effektiv mit Piano- respektive Orgelklängen verziert.
So klingt "V" nicht weniger wie aus einem Guss als sein Vorgänger und empfiehlt sich deshalb als …
FAZIT: … astreine Classic-Metal-Sause alterfahrener und meisterhafter Musiker für den Einkaufszettel jedes Szenegängers - ALCATRAZZ stehen fast 40 Jahre nach ihrer Gründung geistig rundum verjüngt im vollen Saft. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/fb076be44c8d458a8485abaa770dd940" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2021
Gary Shea
Doogie White
Joe Stump
Jimmy Waldo
Mark Benquechea
Silver Lining / WMG
62:55
08.10.2021