Die letzten Monate standen bei Century Media offensichtlich im Zeichen von "necro", denn nach Asphyx jüngstem Brechstangen-Wortspiel mit "Necroceros" schicht sich nun die nächste starke Death-Metal-Combo des Labels an, neue Musik unter einem Titel mit "nekrotischer" Silbe zum Szene-Diskurs 2021 beizusteuern. BAEST sind allerdings keine Veteranen, sondern spätestens seit ihrem 2019 erschienen zweiten Album "Venenum" eine der hoffnungsvollsten jungen Combos nicht nur in Europa.
Was Wunder, dass die Dänen auf "Necro Sapiens" nichts weiter tun, als "nur" den Faden der letzten Platte fortzuspinnen? Das reicht allerdings hinlänglich, um eine gute Dreiviertelstunde mit kurzweiligem Genre-Stoff zu füllen, denn BAEST decken im Grunde genommen abermals sämtliche Lesarten ihrer Stilistik ab. Carcass- und Bolt-Thrower-artige Melodien düsterer Natur ('Genesis') treffen auf fast rockige Grooves, wie sie ungefähr ab Mitte der 1990er vor allem in Schweden gekocht wurden ('Abbatoir'), sowie eine Stimme von solcher Garstigkeit (die gleichzeitig super verständlich ist), dass man den ehemaligen Morbid-Angel-Frontmann David Vincent endgültig dem Industrial-Gothic-Milieu überlassen darf, in dem er sich schon länger wohlfühlt.
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In Aarhus wird unterdessen mit verfeinerter Rezeptur gemörtelt: 'Czar' bietet dramatisch walzenden Doom-Death mit fiesen Pinch Harmonics und atmosphärischem Chor im Hintergrund, und 'Goregasm' ist für BAESTs Verhältnisse fast progressiv ausgefallen, wobei die Gitarren stellenweise so entrückt flirren wie bei Voivod. Von Eklektizismus muss man dennoch zu keiner Zeit sprechen; die Band bleibt Traditionen streng verhaftet, doch was sie daraus macht, wirkt sagenhaft frisch.
Ihren aktuellen Hit hat sie sich bis kurz vor Schluss aufgehalten - 'Meathook Massacre' muss in den kommenden Monaten und darüber hinaus jeder Todesblei-Gießer kennen(-lernen)!
FAZIT: BAEST machen mit ihrem dritten Album alles richtig, um zukunftsfähig zu bleiben. "Necro Sapiens" bietet erzkonservativen, aber beispiellos unverbraucht klingenden Death Metal mit wenn nicht textlichem, so doch musikalischem Tiefgang, wovon man als Genre-Fan und generell Freund wirklich abgründiger Musik - denn das hier macht wirklich einen gefährlichen Eindruck! - lange zehren darf. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/e3f6cf05d40a480f9232532d55682c36" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.02.2021
Mattias Melchiorsen
Simon Olsen
Svend Karlsson, Lasse Revsbech
Sebastian Abildsten
Century Media / Sony
44:46
05.03.2021