Multi-Instrumentalist Alberto Molesini alias BARO hat mit der Aufarbeitung seiner frühen musikalischen "Schandtaten" offensichtlich Blut geleckt und legt nun ein brandneues Album vor, dass bei allen Referenzen an RPI bzw. klassischen Progressive Rock allgemein uneingeschränkt aktuell klingt.
Das genau zehnminütige 'Phase II' geht mit warmen Orgel- und Piano-Passagen als am weitesten in die Vergangenheit des Genres zurückschauende Sondernummer durch; auch hier sorgen nichtsdestoweniger kraftvolle Riffs allerdings für eine gesunde Erdung im Hier und Jetzt.
Das quirlige Titelstück tendiert streckenweise in die Symphonic-Richtung, wobei hämmernde Klavier-Akkorde, rasante Keyboard-Sequenzen und fließende Gitarrenlinien miteinander verschmelzen, wodurch ein mitreißender instrumentaler Wirbel entsteht, doch da diese knappe Viertelstunde des Herz von "Utopie" darstellt, wird freilich auch gesungen; der Projektkopf klammert die verschiedenen Parts mit wiederkehrenden Gesangsmelodien zu einem eigentlich recht kompakt wirkenden Ganzen, dessen getragenes Ende unerwartet antiklimaktisch erscheint.
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Der etatmäßig Bassist, der mittlerweile zu einem versierten Sänger avanciert ist, rostete dank seiner anhaltenden Tätigkeit bei den ebenfalls italienischen Proggies Marygold nie ganz ein, sondern befindet sich momentan möglicherweise sogar auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit als kreativer Arbeiter - und Arbeit dürfte "Utopie" nicht nur in schreiberischer Hinsicht gewesen sein. Im rhythmisch raffiniert arrangierten 'Phase I' brilliert zwar Drummer Gigi Murari doch Alberto selbst zieht spürbar die dicksten und virtuosesten Fäden - wohlgemerkt stets mit dem Song an sich im Fokus.
Feinfühlig geslappte Bass-Akzente, Synthesizer-Flöten und funky clean Gitarren zeugen von jener die man von Vorreitern wie den Niederländern Kayak und frühen Arena respektive - natürlich - Marillion, IQ oder Jadis kennt. BARO PROG-JETS sind dennoch ein ganz eigenes Ding und dabei nicht einmal kauzig, wenn man die Stiefel-Szene als Ganzes in Betracht zieht. Vergleiche ergo? Eher PFM als Banco oder gar Jacula, selbst wenn im schier gigantischen Longtrack 'Runaways' die Kirchenorgel dröhnt.Detailverliebtheit,
In jedem Fall ist "Utopie" den Vorgängern "Lucillo & Giada" und "Topic Würlenio" deutlich überlegen, stets höchst melodisch, verspielt und mit ausgeprägtem AOR-Flair versehen ('Non sento') weshalb man der Combo getrost Breitenpotenzial bescheinigen darf.
FAZIT: Für Italo-Prog-Liebhaber ist frischer Stoff von BARO PROG-JETS eigentlich eine Sensation, und beim Hören von "Utopie" dürften nicht nur Underground-Jünger vor Freude im Dreieck springen, sondern auch Freunde des guten alten Neo Pro britischer Provenienz von Anfang bis Mitte der 1980er und selbst junge Genre-Hüpfer, die mehrheitsfähige Hook bei allem Anspruch nicht missen möchten. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/d2e0e556d52b49cdb9827e59d6c8a77a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.03.2021
Alberto Molesini
Alberto Molesini
Alberto Molesini, Nicola Rotta, Massimo Basaglia
Alberto Molesini, Paolo Zanella
Gigi Murari
Ma.Ca.Rash
51:24
05.02.2021