Kurz vorm zehnten Jahrestag ihrer Gründung warten BEGAT THE NEPHILIM mit einem zweiten Studioalbum auf, das unter den gleichen Kinderkrankheiten leidet wie ihr Debüt "I: The Surreptitious Prophecy/Mother of the Blasphemy" von 2018. Die Combo aus Neuengland spielt nach wie vor leicht chaotischen Bombast-Metal mit Stilmitteln aus den Bereichen Death und Black, mit dem es nur geringfügig besonnener wirkt als bislang.
BEGAT THE NEPHILIMs zweistimmig aufgenommene Vocals - ein Fauchen und ein Grollen, das mitunter an Cradle Of Filth erinnert - kennt man in dieser Form auch aus der Death- respektive Metalcore-Ecke, wobei sich die Frage aufdrängt, ob Frontmann Tyler Smith diese beiden Extrem-Register auf der Bühne genauso fließend wechseln kann. Eindeutige Black Metal-Momente kommen ohnehin wiederholt zum Zug, sei es im rasanten ´Paterfamilias´ oder während des Blastbeat-Geschosses ´Exanguinated´, wobei sich Drummer Josh Richardson als Dynamo mit nervösem Handgelenk (die Snare!) herausstellt.
"II: The Grand Procession" geizt über den Gesang hinaus nicht mit instrumentalen Kabinettstücken, wobei Gitarrist Cam Dupere mit ausladenden Leads und flinken Solos im Brennpunkt des Geschehens steht. Das Songmaterial ist von epischem Kolorit und oft mit Piano-Unterfütterung ausgestattet, derweil sich das brutal hämmernde Eröffnungsstück ´Panegyric´ neben dem Titeltrack - beide wurden halbwegs kompakt eingefädelt - als Anspieltipp eignet.
So pendelt das Quartett stetig zwischen positiver Stumpfheit und spielerischer Eleganz hin und her, was sich allein schon aufgrund der zu Kontrasten neigenden Strukturen der Kompositionen ergeben haben dürfte. Der Wille der Band zur Originalität innerhalb der Konventionen des Genres hat allerdings den Pferdefuß, dass ihre Songs schwerlich ins Ohr gehen.
FAZIT: BEGAT THE NEPHILIMs zweiter Langdreher weist noch einiges an Luft nach oben auf. Der Übereifer geht bisweilen mit den Musikern durch, weshalb sie bei allem Gefrickel ein ums andere Mal am Ziel (erinnerbarem Songwriting) vorbeischießen. Ungeachtet dessen dürfen Extremisten mit Hang zum Sinfonischen eine Testrotation wagen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/c44c09e19c654c9d89d9f93dc7d5e15f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.10.2021
Brendan Seigel
Tyler Smith
Cam Dupere
Josh Richardson
Noble Demon / Soulfood
42:15
29.10.2021