Unverhoffterweise - schließlich hatte auch kaum jemand mit Bill Fishers Solodebüt gerechnet - bringt der Kopf der britischen Psych-Darlings Church of the Cosmic Skull dieser Tage sein zweites Album im Alleingang heraus und hebt sich damit noch drastischer von seiner Band ab.
Die Platte erscheint bei Septaphonic, wo bislang auch alle Veröffentlichungen der Hauptband des Briten abgewickelt wurden, und ist das Ergebnis eines ganz klassisch als Klaviertrio konzipierten Projekts, wofür Bill teilweise auf schon in seiner Jugend komponierte Songschnipsel zurückgegriffen hat. Das Spektrum umfasst entschleunigte Gospel-Nummern wie das eröffnende ´In The Morning´ oder ´Better than You´, das exemplarisch demonstriert wie feinfühlig Fisher bei der Produktion auf eine natürliche Dynamik geachtet hat
An- und abschwellende Klangkaskaden machen beispielsweise ´I´ll See You Around´ mit Satzgesang à la Crosby, Stills, Nash & Young zu einem jazzigen Edel-Popper, und wäre der Protagonist, der sämtliche Fäden vom Komponieren und Einspielen übers Singen und Produzieren ein annähernd so ausdrucksstarker Frontmann wie Freddy Mercury, hätten einige Tracks das Zeug, auf einem verschollenen hypothetischen Queen-Album aus den Seventies zu stehen.
Das verspielte Instrumental ´Fsus´ fällt ein wenig aus dem Rahmen, während ´Caroline´, ein schlichtes melancholisches Liebeslied an Bills Partnerin, am repräsentativsten für "Hallucinations of a Higher Truth" steht.´People Should Be Friendly´, gewissermaßen eine Abrechnung (inklusive unflätiger Worte …) mit gemeinen Menschen und jener wehmütigen Note, die sich auch durch den Rest des Materials zieht, spiegelt Bills derzeitiges musikalisches Befinden wohl am klarsten wider.
FAZIT: Mit einerseits vertrackten Strukturen wie jenen von ´Off to Work´ und andererseits einem melodischen Feingefühl, das an die Hochphase von Blue Öyster Cult erinnert, bietet Bill Fisher auf seinem zweiten Soloalbum ungeachtet einiger lautstarker Momente wenig Rockmusik, sondern fantasievollen Liedermacher-Kram vom alten Schlag mit intelligenten Arrangements und einer reduzierten Anlage, die paradoxerweise zu mehr Eindringlichkeit führt - ein tolles, nachdenkliches Werk! <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/af5c5a9293a04138a2821ec78ab382b5" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.07.2021
Bill Fisher
Bill Fisher
Bill Fisher
Bill Fisher
Bill Fisher
Septaphonic
35:33
30.07.2021