Die zweite Langrille von CEREBRAL ROT bewegt sich wie schon das Debüt der Amerikaner aus dem Pazifischen Nordwesten ("Odious Descent Into Decay") vor zwei Jahren bisweilen am Rande des chaotischen Grindcore, doch was die Band kompositorisch angeht, hat 2021 mehr noch als damals Hand und Fuß.
Tremolo-Riffs mit nach unten gestimmten Gitarren, Staubsauger-Vocals und eine tendenziell nicht rasante, sondern qualvoll zurückhaltende Midtempo-Gangart zeichnen "Excretion Of Mortality" aus. Der ultra-brummeige Bass (höre insbesondere ´Bowels of Decrepitude´) ist im gesamten Verlauf der Tracks ein ebenso prägendes Gestaltungsmittel wie das äußerst unappetitliche Textgut, (Textböse?), das sich in bereits in großartig kaputten Titeln wie ´Vile Yolk of Contagion´ andeutet.
Apropos: Auch rein stilistisch lassen sich die Geschehnisse auf "Excretion Of Mortality" mit den ähnlich begeistert in Blut und Körpersäften herummatschenden Autopsy und frühen Carcass vergleichen. Die Briten komponierten allerdings schon in ihrer Anfangszeit komplexere Songs, während es bei CEREBRAL ROT weitgehend geradlinig ballert.
Die Platte wurde im Übrigen tatsächlich bei Alternative-Rock-Papst Jack Endino in dessen legendärem Soundhouse Studio in Seattle aufgenommen
Dem an und für sich primitiven Stil, dem sich das Quartett verschrieben hat, neue Seiten abzugewinnen, ist ihm nichtsdestoweniger hervorragend gelungen, vor allem im Verhältnis zu ihrem Einstand, denn dieser enthielt kein über elf Minuten lange Ungetüm wie ´Crowning the Disgustulent (Breed of Repugnance)´, das sich heuer zum Schluss als ungemein dynamische (unverzerrte Parts!) Angelegenheit mit schlüssigem Spannungsbogen bis zuletzt entpuppt.
FAZIT: Erstklassige Songwriter hinter einem modrigen Schleier aus Eiter, Kot und Eingeweiden - CEREBRAL ROT sind mit ihrer zweiten Langrille sozusagen die musikalische Entsprechung einer glänzenden Perle in einem Haufen Pferdemist oder Gekröse. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/d4f421a1d17f4b9d9362e5cd4afde553" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.06.2021
Zach Nehl
Ian Schwab
Ian Schwab, Clyle Lindstrom
Drew O’Bryant
20 Buck Spin / Soulfood
47:30
25.06.2021