Auf COUNT RAVEN lässt sich das Klischee, im Doom Metal gehe es gemeinhin langsamer zu, bestens anwenden: Die Kult-Schweden spielten schon immer aus der Zeit gefallene Musik und wirken jetzt, da sie nach zwölfjähriger Funkstille wieder mit einem Studioalbum um die Ecke kommen, kein bisschen moderner als früher, obwohl der Retro-Trend dem Genre während der letzten paar Jahre kräftigen Aufwind gegeben hat.
Ob das Trio davon profitieren kann, steht zu bezweifeln und hat im Grunde genommen auch keine Bewandtnis, denn praktisch all seine bisherigen Alben besitzen Klassiker-Potenzial, und "The Sixth Storm" führt diese schöne Tradition fort… allerdings nicht unbedingt nach Schema F, weil die Band (wo übrigens der 2016 eingestiegene Goatess-Bassist Samuel Cornelsen seinen Studio-Einstand feiert) in der langen Zwischenzeit einige ihrer epischsten Stücke überhaupt komponiert hat.
So zeichnen sich die mit zahlreichen Tempo- und Stimmungswechseln fesselnden Longtracks ´Blood Pope´ zu Beginn, ´The Nephilims´ und ´Oden´ - die beiden letztgenannten sprengen jeweils die Zehn-Minuten-Marke - durch Frontmann und Hauptsongwriter Dan Fondelius´ bekannte Beflissenheit aus, indem sie zum Entdecken etlicher Details einladen, wobei das Material von einer warmen, dynamischen Produktion profitiert, die atmosphärisch dichte Momente angemessen wuchtig in Szene setzt, wohingegen ruhigere Parts die rauchige Luft eines intimen Winterabends vorm Kamin atmen.
Nichtsdestoweniger versprüht die Platte auch immer wieder Seventies-Flair, sei es in Form des nur aus Keyboard und Gesang bestehenden ´Heaven´s Door´ oder während des muskulös an Black Sabbaths Frühphase anknüpfenden ´The Giver And The Taker´. Genau dort setzen COUNT RAVEN auch wieder jenen Swing frei, der sie immer von der Masse zu behäbig aufspielender verwandter Acts abgehoben hat.
Dass bei alledem auch die eine oder andere Widerhaken-Melodie hängenbleibt, galt für den Vorgänger "Mammon´s War" (2009) nur bedingt, also kann man gewissermaßen sogar von Fortschritt sprechen - alte Eisen rosten eben doch nicht zwangsläufig!
FAZIT: Ein umfangreiches wie qualitativ hochwertiges, ausgesprochen abwechslungsreiches Doom-Album einer Legende, die ihrem Status einmal mehr gerecht wird - COUNT RAVEN bleiben eine alterslose Konstante, der man immer wieder gern ein bis zwei Ohren leiht. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/bcd81e8040d04b978f0872098f6220e9" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.10.2021
Samuel Cornelsen
Dan Fondelius
Dan Fondelius
Dan Fondelius
Jens Bock
I Hate
73:31
29.10.2021