Auf den Songwriter DAMIEN JURADO aus Seattle kann sich der geneigte Fan verlassen. Allerdings nur in der Hinsicht, dass der ungemein produktive Musiker mindestens einmal im Jahr einen neuen Tonträger herausbringt – und aufgrund seiner kollaborativen Ader sogar manchmal mehrere.
Musikalisch hingegen ist der Mann, der bereits 1997 auf dem legendären Sub Pop Label reüssierte, kaum verlässlich, denn im Rahmen seiner langen Laufbahn hat er sich so ziemlich an allen Stilrichtungen versucht, die sich einem Gitarre spielenden Songwriter (und gelegentlich auch Bandleader) offenbaren. Und damit sind nicht nur verschiedene Folkpop-Nuancen gemeint, sondern auch Psychedelia, klassischer Gitarrenpop und recht harte, schroffe Rock- und Hardcore-Auswüchse.
Nachdem DAMIEN sich für sein 17. Album (und nach 25 Jahren des Label-Hoppings) endlich den Luxus leistete, sein eigenes – nach seinem 2012er Album „Maraqopa“ benanntes – Label zu gründen, überlegte er sich ein schönes Konzept für seine neue Scheibe.
Da 2018 überraschend sein Freund und Kollege RICHARD SWIFT verstorben war, der einige von DAMIENS LPs produzierte, versuchte er für das neue Album nachzuempfinden, wohin die gemeinsame musikalische Reise wohl gegangen wäre, wenn sie zusammen an dieser Scheibe gearbeitet hätten. Das Ergebnis ist eine im Vergleich reduzierte Folkpop-Angelegenheit geworden, auf der DAMIEN musikalisch seine Vorlieben für einen akustisch geprägten, charmanten Old-School-Pop-Sound und sein Faible für eingängige Melodien auslebt.
Der besondere Clou dieses Projektes ist jedoch die Idee, die Songs als Charakterstudien von Menschen, die entschlossen sind, sich von schwierigen Umständen nicht unterkriegen zu lassen, anzulegen. Für JURADOS Verhältnisse ziemlich geradlinig und mit einem gewissen Augenzwinkern verleiht er seinen Charakteren wie „Helena“, „Tom“, „Joan“ oder „Jennifer“ nicht nur Namen, sondern auch Kontext und Tiefe. Der bei JURADO stets präsente, dräuende Unterton macht sich dabei durch eine melancholische, aber kämpferische Note bemerkbar. Letztlich erschuf er so, ein klassisches, - um nicht zu sagen „typisches“ JURADO-Album (denn so etwas gibt es ja – s. o. - eigentlich gar nicht).
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FAZIT: Oft sind Singer/Songwriter vom Schlage eines DAMIEN JURADO ja einsame Wölfe. Diesen Vorwurf kann man dem Mann aber nun wirklich nicht machen. Angefangen von JEREMY EINIGK von SUNNY DAY REAL ESTATE – der ihm seinen ersten Plattendeal bei SUB POP vermittelte - über Musiker(innen) wie ROSIE THOMAS, ERIC FISHER oder COURTNEY MARIE ANDREWS, mit denen er auch als Förderer zusammenarbeitete sowie seine Rock-Eskapaden mit DAVID BAZAN von PEDRO THE LION und seinem Bruder DRAKE in der Band HOQIUAM bis hin zu seinen Gastauftritten auf mehreren MOBY-LPs zeigte sich JURADO stets offen für Kollaborationen. Es war jedoch sein 2019 verstorbener Freund RICHARD SWIFT, der seine Karriere diesbezüglich erst so richtig in Fahrt brachte und sich als idealer Partner für die Verwirklichung seiner musikalischen Visionen herausstellte. Nachdem JURADO bereits sein 2019er Solo-Album „In The Shape Of A Song“ RICHARD SWIFT gewidmet hatte, ist „The Monster who hated Pennsylvania“ aber vielleicht die noch schönere und überzeugendere Hommage an den verstorbenen Freund geworden, denn hier führt JURADO die gemeinsame Arbeit – zumindest in visionärer Hinsicht – fort.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.05.2021
Damien Jurado
Damien Jurado
Maraqopa Records
29:44
14.05.2021