Zeit ihres Bestehens wurden DEAD HEAD sträflich unterschätzt, was insofern verwundert, als die Niederlande, aus denen sie stammen, ein fruchtbares und international anerkanntes Terrain für markigen Death Metal ist. Der mangelnde Erfolg der Band auf breiter Ebene erklärt sich allenfalls dadurch, dass sie im Verhältnis zu beispielsweise Asphyx oder später auch God Dethroned immer mit mindestens einem Bein im an der deutschen Szene (Kreator!) orientierten Thrash standen.
Andererseits: Gorefest, Pestilence und bis zu einem gewissen Grad auch God Dethroned häuteten sich ständig, wohingegen die Gruppe um Gitarrist Robbie Woning eine relativ konstante Linie fuhr, und immerhin konnten Legion of the Damned mit einem nahezu identischen Sound zumindest kurzzeitig einiges reißen. Wie dem auch sei, "Haatland" erschien ursprünglich 2005 und bietet im Grunde reinen Thrash zwischen Mille und Co. (die Vocals!) sowie mittleren Slayer (´Phantom Palace´ was für ein Geschoss!) inklusive sporadischer oder unterschwelliger Hardcore-Anleihen.
Letztere schlagen sich in groovigen Momenten wie während ´Montana´ nieder, wohingegen Stücke, in denen das Quartett hart am Rand des Chaos vorbeischrammt (´Supreme Forgery´, ´Murder´) kaum unverfälschtes Gedresche bieten - komplett mit Kerry-King-verdächtigen Jammer-Solos und einem Duracell-Hasen hinter den Schlagzeug-Kesseln, der immer kurz davor zu stehen scheint, sich zu überschlagen.
Der Hammerheart-Ableger Petrichor spendiert dem im Original über GMR erschienenen Longplayer eine abendfüllende Bonus-CD mit Live- und Demo-Aufnahmen von Topqualität, die selbst Menschen, in deren Besitz sich die Erstpressung schon befindet, zu einem neuerlichen Kauf nötigt.
FAZIT: Death Thrash wie aus dem Lehrbuch in Form eines perfekt wiederaufbereiteten Genre-Klassikers aus der zweiten Reihe, den viel zu wenige potenzielle Fans kennen. Wer in die Materie DEAD HEAD eintauchen möchte, sollte entweder mit "Dream Deceiver" (1993) oder eben "Haatland" in der 2021er Fassung beginnen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/edd7bb297d0c42589c7770a7d4e83d8d" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.10.2021
Tom van Dijk
Tom van Dijk
Ronnie van der Wey, Robbie Woning
Hans Spijker
Petrichor
120:19
29.10.2021