Aus der Not heraus eine Tugend zu machen ist in einer Zeit, da dem Aufnehmen und Verbreiten von Musik keine Grenzen gesetzt sind, eine seltene Notwendigkeit geworden. DEAD POET SOCIETY definieren sich allerdings tatsächlich just dadurch.
Ihr eigenwilliger Stil entstand durch Hauptsongwriter Jack Collins' Umgang mit einer alles andere als optimal spielbaren siebensaitigen Gitarre, deren Bundierung hinfällig war, was eine "saubere" Intonation beim Greifen unmöglich machte. Eben deshalb klang und klingt die Band schräg, ohne dass sie es darauf anlegen würde.
Dahinter steckt also kein Gimmick oder Image, doch praktischerweise passt die Band auf ihre verdrehte Art perfekt ins Nu-Metal-Milieu, ohne dessen Klischees zu gebrauchen. Ihr Debütalbum bietet dissonanten, verboten gut groovenden "heavy stuff" mit einem falls nicht progressiven, so doch auf jeden Fall eigenwilligen Anspruch.
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Der besonders wertvolle Posten im Kader von DEAD POET SOCIETY ist Sänger und Zweitgitarrist Jack Underkofler mit seiner Stimme, die irgendwo zwischen Jeff Buckley und Jay Buchanan von Rival Sons liegt. Quasi darauf zugeschnitten schreibt das Quartett kompakte Songs mit zahlreichen Tempowechseln und völlig unkonventionellen Akkordkadenzen … die allerdings super gut ins Ohr gehen, weil der Frontmann ein ausgeprägtes Gespür für Arena-Rock-Refrains ('.burymewhole.', '.loveyoulikethat.') zu haben scheint.
Hinzu kommt eine subtile Indie-Dance-Note, die mit feinfühlig eingesetzten Electro-Parts (Synth-Bässe beispielsweise mit einem gewissen Retro-Eighties-Flair) einhergeht und zu Popo-Wacklern wie dem treibenden '.getawayfortheweekend.' führt. Die jugendliche Aura der Gruppe ist unleugbar, doch "-!-" wirkt wesentlich erwachsener, als man es von einem unbeleckten Newcomer erwarten würde.
DEAD POET SOCIETYs Vorliebe für klassischen Hardrock ist genauso unleugbar wie ihre Unbekümmertheit, deretwegen man beim Hören dieses spannenden wie leichtverdaulichen Einstands ständig an die frühen Musen denken muss.
FAZIT: Überraschung und Hoffnungsträger zugleich - DEAD POET SOCIETY scheinen aus dem Nichts aufzutauchen und beeindrucken mit unberechenbarem wie massenkompatiblem Alternative Rock, der sich den meisten Konventionen entzieht. Anchecken und hinters Ohr schreiben, aber pronto! <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/2a3f205cdf8b48ad80f2a2ec89d04cb1" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.02.2021
Dylan Brenner
Jack Underkofler
Jack Underkofler, Jack Collins
Will Goodroad
Spinefarm / Universal
46:33
19.02.2021