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Deap Vally: Marriage

Stil: Indie-Rock

Cover: Deap Vally: Marriage

Werden LINDSEY TROY und JULIE EDWARDS mit ihrem dritten DEAP VALLY Album auf einmal gutbürgerlich?
Nicht ganz – denn der Titel „Marriage“ bezieht sich nur im übertragenen Sinne auf den Ehe-Begriff. Es geht darum, dass Musiker in Bands unweigerlich den gleichen Highs und Lows unterworfen sind, wie das Eheleute eben auch sind. „Mal ist es magisch, manchmal unerträglich herausfordernd“, beschreiben das die Damen und betrachten das Album Nummer 3 als Bemühung, der „Musiker-Ehe“ wieder neue Lebenskraft einzuimpfen.
War das Vorgänger-Werk „Femjism“ noch eine Lehrstunde in Sachen Riot-Grrrl-Update und Women's Lib, so weiten die beiden Musikerinnen das neue Album inhaltlich in kunterbunter Weise in Richtung einer sozialkritischen Breitseite aus.

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In „Magic Medicine“ philosophieren sie etwa über Medikamente, mit denen sich konkrete Wünsche erfüllen lassen, „Perfuction“ ist eine Tirade gegen den Perfektionswahn, In „Give Me A Sign“ warten sie auf ein Zeichen von Gott, in „High Horse“ machen sie deutlich, dass sie nicht vorhaben, von ihrem hohen Ross herunterzusteigen und versichern in „I Like Crime“, dass sie sich zu Verbrechen hingezogen fühlen.

Musikalisch drehen DEAP VALLY dieses Mal mächtig auf. War NICK ZINNER auf dem letzten Werk als Produzent noch bemüht, den Sound des Duos produktionstechnisch aufzublasen und zu erweitern, so setzten DEAP VALLY auf dem neuen Album gezielt auf Kollaborationen mit Gleichgesinnten, deren musikalische Fähigkeiten stilbildend ins eigene Sound-Universum aus Drums und Gitarre eingebunden werden und bezeichnen „Marriage“ als ihr „musikalisches Rumspringa“ (was ein der Gedankenwelt der Amischen entnommener Begriff ist, der die unstete, lebhafte, rebellische Zeit der Pubertät beschreibt).

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FAZIT: Das dritte Album „Marriage“ des Duos DEAP VALLY aus Los Angeles bricht mit dem bisherigen „2 Stimmen x 2 Instrumente-Dogma“, dem sich LINDSEY TROY und JULIE EDWARDS bislang verpflichtet fühlten und setzt die Tradition der Zusammenarbeit mit anderen Projekten fort, die sie dereinst als DEAD LIPS mit den FLAMING LIPS zusammenführte und in den vorangegangenen EP's „Digital Dreams“ und „American Cockroach“ konkretisiert wurde. Einige Tracks dieser EP's fanden somit auch den Weg auf das neue Album. Beteiligt waren KT TUNSTALL, JENNIE VEE, JAMIE HINCE (THE KILLS), SOKO, SAVAGES oder WARPAINT. Kein Wunder also, dass eine 'Ehe' in dieser erweiterten musikalischen Familie dann tatsächlich zu einem bemerkenswert abwechslungsreichen, kurzweiligen, und stilistisch kaum noch zu greifenden Rock-“Rumspringa“-Album führte.

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Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.11.2021

Tracklist

  1. Perfuction
  2. Billions
  3. Magic Medicine
  4. I Like Crime
  5. Phoenix
  6. Give Me A Sign
  7. Better Run
  8. I'm The Master
  9. High Horse
  10. Where Do We Go
  11. Tsunami
  12. Look Away

Besetzung

  • Gesang

    Lindsey Troy, Julie Edwards

  • Gitarre

    Lindsey Troy

  • Schlagzeug

    Julie Edwards

Sonstiges

  • Label

    Cooking Vinyl

  • Spieldauer

    38:06

  • Erscheinungsdatum

    13.11.2021

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