Man glaubt es nicht, doch DIE seit mehreren Jahren eigentlich für vorhersehbar gehaltenen APOKALYPTISCHEN REITER erfinden sich mit ihrem neuen Studioalbum, das als erfüllter langgehegter Wunschtraum und Experiment gedeutet werden soll, nicht nur "mal eben" beinahe komplett neu, sondern schaffen auch eines ihrer aufregendsten Werke schlechthin.
Der zweieinhalb Minuten kurze Einstieg ´Tiki´ platzt mit ritualistischem Trommelrhythmus, Silbengesang und atemberaubenden Gitarrensolo urgewaltig herein und lässt dennoch nicht erahnen, was das Quintett im Folgenden bei ungewöhnlich rohem, aber absolut passenden Sound leistet. Das spirituelle Konzept, das die drei Handvoll Tracks klammert, muss nicht einmal in Betracht gezogen zu werden, um sich von ihnen mitreißen zu lassen.
"The Divine Horsemen" verzeichnet mit den beiden fast zehnminütigen Highlights ´Uelewa´ und ´Inka´ zwei waschechte Post-Rock-Boliden, auf die so einige Bands aus ebendieser Szene stolz wären, das ruhige ´Children Of Mother Night´ wartet wiederum mit entrücktem Noir-Jazz-Flair auf. Einige phasenweise sehr "old school" reitende Tracks mit starker Black-Metal-Erdung finden sich vor allem im ersten Drittel des Doppeldeckers - genaugenommen das Blastbeat-Inferno ´Salus´, das positiv verwaschene ´Nachtblume´ mit nur einer Minute Spielzeit und das nur geringfügig längere ´Amma Guru´.
Ansonsten wird´s auf "The Divine Horsemen" für APO-Verhältnisse ausgesprochen psychedelisch: Das ausladende Instrumental ´Simbi Makya´ geht mit Hammondorgel als Ambient Prog durch, dito das noch längere ´Duir´, worin sich der improvisatorische Charakter des Songwritings der Musiker am deutlichsten manifestiert.
Nichtsdestoweniger und auch ungeachtet der Gesamtlänge des Albums stößt man sich im Grunde genommen zu keiner Zeit an zu weit ausufernden Passagen oder gar etwaigem Leerlauf. Das perkussive Element ist ein fürs Gelingen dieses Wagnisses unabdingbares Gestaltungsmittel, während einzig ´Ymir´ mit für die Gruppe charakteristischem Klavier auf die jüngere REITER-Diskografie hindeutet.
Anspieltipps: Der orientalische Einpeitscher ´Akhi´, ´Aletheia´ mit Didgeridoo und das ausladende Finale ´Eg On Kar´.
FAZIT: Ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Album nicht nur für DIE APOKALYPTISCHEN REITER - "The Divine Horsemen" ist ein akustischer Freischwimmerpass aus extremem Metal und Ethno bzw. Weltmusik, den man als neugieriger Musikfan kennen sollte! <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/9c1a97d7c8d24404a28a962b01231070" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.06.2021
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