Ungeachtet der Tatsache, dass das Golden-Core-Energiebündel Andreas "Neudi" Neudert" bei dieser Veröffentlichung so persönlich involviert ist wie nie zuvor, weil er als Schlagzeuger von ECONOMIST am Start war, gehört das Schaffen der aus den Pechvögeln Sudden Darkness hervorgegangenen Band zum Pflichtprogramm jedes German-Metal-History-Geschichtslehrplans.
Das Label bringt nun praktisch jeden Ton gebündelt auf einer Doppel-CD heraus, den die Rheinland-Pfälzer je aufgenommen haben, und wäre man gezwungen, die Relevanz von "Iceflowered" zu rechtfertigen, könnte man sagen, dass die Veröffentlichung daran erinnert, wie spannend, weil unvorbehalten Metal-Bands in den 1990ern waren - Eighties-Nostalgie hin, Vintage-Trend her.
ECONIMISTs Stil (selbst nannten die Musiker ihn "Psycho Metal") ist bis heute unkopiert - unkopierbar? - und hat ungeheuer viel für sich, war aber andererseits auch irgendwie typisch für seine Zeit: experimentell im Sinne von Voivods "Nothingface" beispielsweise, doch auch Vergleiche mit den frühen Thought Industry und Anacrusis sind gar nicht so abwegig, wohingegen man in der Nachbarschaft der Gruppe Secrecy oder Mayfair, mit denen sie auch tourte, als Vergleichsgrößen anführen könnte.
Wie auch immer, "Iceflowered" umfasst neben dem ersten und einzigen ECONIMIST-Langspieler "New Built Ghetto Status“, der '94 bei Soundbunker Records (dürfte die eigene "Plattenfirma" der Jungs gewesen sein) und bald darauf auch über Massacre erschien, auch das bislang unveröffentlichte zweite Album "Mind Movies" - eine Sensation eigentlich für Underground-Jünger -, nicht zu vergessen das Demo "Psycho Rotten Creatures" und Archivmaterial inklusive leidenschaftlicher Liner-Notes des Drummers im wie vom Label gewohnt dicken Booklet.
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Nummern wie das atmosphärische 'Innocently Introverted' oder das vertrackte, über sieben Minuten dauernde 'Environmental Funeral' mit seinen fließenden Übergängen zwischen harten Riffs und unverzerrten Parts wirken heute gehört verblüffend frisch. ECONOMIST waren ihrer Zeit voraus und litten nur unter ihrem Unvermögen (oder war es bewusste Abneigung?), zu einer Zeit leicht zugängliche Songs zu schreiben, als traditioneller Metal generell tot war.
Was "Mind Movies" angeht: eine Perle vor dem Herrn! Die Combo wurde etwas technischer und melodischer, ohne etwas von ihrer exzentrischen Art einzubüßen, doch wäre die Hörerschaft schon damals reif für ein Edelstahl-Revival gewesen (ECONOMIST waren nur wenige Monate zu früh an, falls man die "neue Zeitrechnung" bei Hammerfalls Debüt festmachen möchte), hätte sie nicht genug von dem ergreifenden Glanzlicht '95s Mentality', dem düsteren Titelstück oder selbst dem mit Keyboard verbrämten Instrumental 'Zeta 1 & 2 Reticuli' gekriegt, jede Wette.
FAZIT: Eigenwilliger und nach wie vor unbedingt hörenswerter Freischwimmer-Metal - ECONOMISTs Gesamtwerk auf zwei randvollen CDs ist ein Muss für jeden geschichtsbewussten und schlichtweg auf originellen Stoff anspringenden Szenegänger … oberste Kaufpflicht! <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/99023d5f4d1a4d48952df2c02143e7b8" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.01.2021
Guido Holzmann
Axel Schott
Roger Dequis
Andreas "Neudi" Neuderth
Golden Core / Zyx
159:47
29.01.2021